Was weiter geschah: Erfolgreiche Sammlung: Das Kuzeb bleibt

Nr. 34 –

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Es ist eine aussergewöhnliche Transformation: Im Aargau werden Hausbesetzer:innen zu Hausbesitzer:innen. Noch im März hatte es düster ausgesehen für das Kulturzentrum Bremgarten (Kuzeb). Nach 33 Jahren der Duldung beschloss der Eigner plötzlich, seine Liegenschaft zu verkaufen. Die älteste (Teil-)Besetzung der Schweiz – von Beginn an zahlten die Betreiber:innen für einen Teil des Hauses Miete – stand vor dem Aus. So gross der Schock bei den Besetzer:innen war, so aussergewöhnlich ist die Solidaritätswelle, die das Kuzeb seither erfahren hat: Innerhalb von wenigen Monaten ist es gelungen, die vom Eigentümer geforderten vier Millionen Franken aufzubringen – und damit den Kulturbetrieb zu retten.

Möglich gemacht hat die Sensation ein Grossspender, der den Grossteil des Geldes gestiftet hat. Der Spender will anonym bleiben. Bekannt ist aber, dass er seinen Beitrag an zwei Bedingungen geknüpft hat. Erstens soll das Zentrum weiterhin kollektiv und basisdemokratisch betrieben werden. Zweitens verlangte er von den Besetzer:innen, dass sie eine halbe Million selber sammeln müssen.

Dass diese halbe Million nun tatsächlich innerhalb eines halben Jahres zusammengebracht werden konnte, ist für die Schweizer Provinz so überraschend wie typisch: überraschend, weil das früher oft als «Schandfleck» bezeichnete Kuzeb im Aargau offensichtlich viel mehr Rückhalt geniesst, als von vielen Spiessbürger:innen heute noch behauptet. SVP-Nationalrat Andreas Glarner, der lange einen juristischen Kleinkrieg gegen das Kuzeb geführt und immer wieder dessen Schliessung gefordert hat, scheint ziemlich alleine dazustehen (siehe WOZ Nr. 12/24). Typisch, weil wohl nur hierzulande innert so kurzer Zeit so viele Menschen Geld lockermachen können, um ihr Kulturzentrum zu erhalten.

Bleibt zu wünschen, dass das Kuzeb nach dieser bürgerlichen Rettungsaktion nicht verbürgerlicht. Die neuen Besitzer:innen jedenfalls haben bereits angekündigt, man wolle nun «noch radikaler werden, noch wilder und unsere Räume noch mehr teilen mit denen, die sie brauchen».

Nachtrag zum Artikel «Du kannst hier auch kurz ein Arschloch sein, das ist dein Menschenrecht» in WOZ Nr. 25/25.