Körper und Feminismus: Nicht eins, nicht zwei

Nr. 45 –

Schwangerschaft bildet weitgehend eine Leerstelle in der Philosophie. Dabei kann sich unser Blick auf die Gesellschaft verändern, wenn wir sie theoretisch reflektieren.

Diesen Artikel hören (18:34)
-15
+15
-15
/
+15
Baby saugt an einer Brust
«In der Mutter finden sich nach  der Geburt Zellen des Kindes und umgekehrt. Wir sind weniger nur wir selbst, als angenommen wird.»  Foto: Malin Westermann

Ich bin das Kind einer alleinerziehenden Mutter. Als ich neun Jahre alt war, liessen meine Eltern sich scheiden, und ich schwor mir, mich niemals von einem Mann abhängig zu machen, weder finanziell noch emotional. 2021 bekam ich während der Coronapandemie mein erstes Kind. Ich wurde umgehauen von diesem winzigen, zarten Baby, das nach sieben Stunden Wehen auf mir lag: Es war absolut abhängig von mir. Nicht unbedingt von mir als Mutter, doch davon, dass ein anderer Mensch sich um es kümmert. Es konnte fast nichts allein, nicht einmal seinen Kopf halten. Nur mithilfe einiger Reflexe überlebte es, konnte saugen, schlucken und greifen. Kümmert sich niemand um das Baby, stirbt es.

Wir Menschen sind stets abhängig voneinander. Trotzdem wurde in der westlichen Welt das unabhängige männliche weisse Subjekt als die Norm gesetzt. Mach dich von niemandem abhängig! Wer abhängig ist, ist schwach! Schwangerschaft ist eine besondere Form der Subjektivität, denn da ist nicht mehr nur ein Mensch, sondern zwei. Oder sind es wirklich zwei Menschen? Schliesslich teilen sie sich einen Körper.

Ich wollte gern ein leibliches Kind, weil ich die Erfahrung einer Schwangerschaft machen wollte, ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, einen Menschen in mir wachsen zu lassen. Ab der Mitte des zweiten Trimesters spürte ich meine Tochter in mir. Nachts wachte ich von ihrem Strampeln auf, tagsüber spiegelte sie manchmal meine Emotionen wider: War ich aufgeregt, begann sie, in meiner Gebärmutter zu tanzen.

Der Fötus, kein einsamer Reisender

Obwohl die Hälfte der Menschheit theoretisch die Fähigkeit hat, Kinder auszutragen, wird dieser besondere Zustand in der Philosophie kaum thematisiert. Dabei kann Schwangerschaften aus philosophischer und feministischer Sicht zu betrachten, unseren Blick auf die Gesellschaft verändern.

Ein Grund dafür, dass sie in der Philosophie kaum eine Rolle spielen, ist vermutlich, dass ein grosser Teil der Philosoph:innen (kinderlose) Männer waren. Wenige Texte prägten jahrhundertelang unseren Blick auf Schwangerschaften. Aristoteles schrieb in «Über die Entstehung der Tiere» über Reproduktion und verbreitete damit die Ansicht, der männliche Samen sei das Aktive, das Formende, während die Frau reines Gefäss und passiv sei. Diese patriarchalen Denkmuster schlagen sich auch in der Alltagssprache nieder, wenn es zum Beispiel heisst: «Sie hat einen Braten in der Röhre», «Sie ist mit seinem Kind schwanger» oder «Er hat das Kind gezeugt».

Auch ikonografisch herrscht das Bild  der passiven Frau vor. Besonders bekannt ist das Foto «Foetus 18 Weeks» des schwedischen Fotografen Lennart Nilsson, das 1965 auf dem Cover des «Life Magazine» abgedruckt wurde. Es zeigt den Fötus als «lonely space traveler»: Einem Astronauten gleich schwebt der Fötus in der Fruchtblase. Auf vielen ähnlichen weiteren Fotos, die seitdem entstanden sind, fehlen oft die Nabelschnur und die Plazenta. Damit wird der Fötus bereits im Mutterleib als autonomes solitäres Subjekt dargestellt, obwohl er frühstens ab der 24. Schwangerschaftswoche ausserhalb der Gebärmutter überlebensfähig ist. Seine Überlebenschance liegt dabei lediglich bei fünfzig bis sechzig Prozent. Erst ab der 28. Schwangerschaftswoche sind Frühgeburten fast vollständig überlebensfähig. An künstlichen Gebärmüttern wird zwar geforscht, doch im Moment sind sie noch eine Utopie. Der Körper der schwangeren Person, den Menschen brauchen, um heranwachsen zu können, wird in dieser Astronaut-im-Weltraum-Darstellung vollkommen ausgeblendet. So stellen diese Fotos ein Paradebeispiel für den Male Gaze dar, den männlichen Blick, der das Bild vom weiblichen Körper prägt, auch in der Medizin.

Noch nie war ich so viel beim Arzt wie während meiner Schwangerschaften, obwohl ich nicht krank war. Ich wurde gemessen und überprüft. Genau genommen nicht ich, sondern mein Kind, doch mein Körper. Kurz vor der Geburt musste ich sogar alle zwei Tage zum CTG-Schreiben ins Krankenhaus. Der Fortschritt der westlichen Medizin ist ein Segen für Gebärende und Kinder. Sowohl die Kindersterblichkeits- als auch die Müttersterblichkeitsrate haben sich in den vergangenen hundert Jahren drastisch verringert. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO hat Europa mit elf Todesfällen pro 100 000 Lebendgeburten die niedrigste Müttersterblichkeitsrate weltweit.

Bettina Wilpert

Die Schriftstellerin Bettina Wilpert ist 1989 geboren. Sie hat Kulturwissenschaft, Anglistik und Literarisches Schreiben in Potsdam, Berlin und Leipzig studiert.

2018 erschien ihr Debütroman «Nichts, was uns passiert», für den sie mehrere Literaturpreise erhalten hat und der 2023 verfilmt wurde. 2022 veröffentlichte sie ihren zweiten Roman, «Herumtreiberinnen». Ihr dritter Roman, «Die bärtige Frau», ist Anfang Jahr beim Verbrecher-Verlag erschienen.

Neben ihrer Tätgikeit als Schrifstellerin unterrichtet Bettina Wilpert Deutsch für Fremdsprachige. Sie lebt mit ihrer Familie in Leipzig.

Bettina Wilpert
Foto: Nane Diehl

Allerdings wurde die evidenzbasierte Medizin vor allem von Männern geprägt. Die Politikwissenschaftlerin Iris Marion Young schreibt, dass die privilegierte Erfahrung von Schwangerschaft durch diese ständige Überprüfung abgewertet wird und eine Entfremdung stattfindet. Schwangere werden laut Simone de Beauvoir zu «den Anderen» gemacht. Sie werden objektiviert, als einziger Zweck ihres Daseins gilt das Austragen des Kindes. Um dieser Entfremdung etwas entgegenzusetzen, findet zum Glück zurzeit ein Umdenken im Bereich der Geburtshilfe statt: Kreisssäle werden von Hebammen geleitet, und es wird versucht, Personal darin zu schulen, keine Grenzen zu überschreiten, damit kein Geburtstrauma entsteht. Schwangere brauchen Fürsorge, keine Hilfe, um von einer Krankheit geheilt zu werden.

Adrienne Rich unterscheidet in ihrem Buch «Von Frauen geboren» zwischen der potenziellen Erfahrung der Schwangerschaft, die jede Person mit Uterus teilt, und den patriarchalen Strukturen und Institutionen, die sicherstellen, dass die männliche Herrschaft bestehen bleibt. Jede Schwangerschaft ist einzigartig und zugleich ähnlich. Meine erste Schwangerschaft war eine schöne Erfahrung für mich: Mir ging es gut, und ich fand es spannend, diesen Menschen in mir wachsen zu lassen. Bei meiner zweiten Schwangerschaft war mir übel, schwindlig, und ich war ständig erschöpft. Obwohl ich mir diese zweite Schwangerschaft sehr gewünscht hatte, wollte ich, dass sie schnell vorüberging. Mein Körper gehörte nicht mehr mir. Wenn ich das Bedürfnis nach Ruhe hatte, kletterte meine ältere Tochter auf mir herum, meine jüngere zwängte meine Lunge ein, sodass ich kaum mehr Luft bekam.

Das Eigenleben des Körpers

Bis heute ist die Rolle, für die Frauen die meiste gesellschaftliche Anerkennung erhalten, die der Mutter. Ein Blick auf aktuelle Diskurse um den Schwangerschaftsabbruch in den USA, Polen oder auch in Deutschland verdeutlicht, dass das Patriarchat immer noch versucht, Kontrolle über Personen mit Uterus zu behalten, indem reproduktive Rechte beschnitten werden.

In dieser reproduktiven Differenz, dass die einen Kinder bekommen können und die anderen nicht, sehen viele Theorien den Ursprung des Patriarchats. So war die Feministin Shulamith Firestone der Ansicht: «Der Kern der Unterdrückung der Frau ist ihre Rolle als Gebärerin.» Während für Simone de Beauvoir die Benachteiligung der Frau eine zwangsläufige Folge eines biologischen Unterschieds war, sah die Historikerin Gerda Lerner dies als einen aktiven Prozess, die absichtsvolle Etablierung einer Herrschaft.

Obwohl Schwangerschaften insgesamt eine Leerstelle in der Philosophie bilden, haben sich eine Handvoll Denkerinnen mit ihr auseinandergesetzt. Bekannt ist der Begriff der Natalität («natality») von Hannah Arendt, den die Philosophin in «Vita activa oder Vom tätigen Leben» 1958 erstmals einführte. Jedes neue geborene Kind berge die Chance eines radikalen Neuanfangs in sich, schreibt sie. Dabei ist Natalität für Arendt die Grundlage für Freiheit, Würde und Einzigartigkeit des Individuums. Damit setzt sie sich von männlichen Philosophen wie Sokrates oder Martin Heidegger ab, die in der Philosophie eine Vorbereitung auf den Tod sahen und sich mehr auf Sterblichkeit als auf das Geborensein fokussierten.

Zwar fanden Mutterschaft und auch The­men wie «regretting motherhood» in den vergangenen Jahren Eingang in den Mainstream, doch in Bezug auf Schwangerschaften herrscht Sprachlosigkeit. Selbst in der Bibel wird die Geburt Jesu gerade mal mit einem Satz geschildert. Wird doch darüber gesprochen oder geschrieben, herrschen oft Dualismen vor: Natur/Kultur, Vater/Mutter, Vernunft/Emotion, aktiv/passiv, Subjekt/Objekt.

Erst die französischen Poststrukturalistinnen Julia Kristeva und Luce Irigaray fanden in den siebziger Jahren eine Sprache für die Schwangerschaft. In einem Essay über die Darstellung von Mutterschaft in den Gemälden Giovanni Bellinis schreibt Kristeva, dass der Mutterkörper ein Ort der Spaltung sei: «It happens, but I am not there.» – «I cannot realize it, but it goes on.» (Es passiert, doch ich bin nicht anwesend. – Ich kann es nicht begreifen, aber es geht weiter.) Der Körper der Schwangeren hat ein Eigenleben entwickelt, und sie hat die Kontrolle über ihn verloren. Sie gehört nicht mehr sich selbst und muss ihren Körper teilen. In der Zeit der Schwangerschaft entwickelt sich ein eigenes Organ, um den Fötus ernähren zu können: die Plazenta. Je grösser der Fötus wird, desto weniger Platz bleibt den inneren Organen im Bauchraum, Folge davon sind zum Beispiel Kurzatmigkeit und Verdauungsprobleme.

Im Anschluss an Julia Kristeva und Iris Marion Young spricht Nicholas Smith 2016 von der Schwangerschaft als einem Zustand gespaltener Subjektivität («split subjectivity») und verwendet selbst den Begriff des Dazwischen («in-between»). Nicht nur ist die Schwangerschaft ein «Dazwischen» in Bezug auf vorher und nachher (Leben ohne und mit Kind), sondern auch in Bezug auf die Subjektivität der schwangeren Person. Da ist ein Anderes in mir, das nicht ich selbst bin. Die Begriffe «Subjekt» und «Objekt» tragen nicht mehr.

Viertes Trimester der Schwangerschaft

Männlich geprägte Philosophie begreift den Fötus entweder als Teil der schwangeren Person oder als bereits eigenständiges Wesen. Doch keines davon trifft zu. Dem wird Luce Irigaray mit ihrem Bild des «nicht eins, nicht zwei» gerecht: «Denn wenn sie gleichzeitig zwei ist (sind), aber nicht durch eines zu teilen (nicht aufzuteilen), wie soll sich das ‹Subjekt› da zurechtfinden?» In diesem Fall sind das Subjekt und das Andere wie oft angenommen nicht voneinander getrennt. Ich stehe vor dem Spiegel und sehe, wie sich mein Bauch wölbt. War das die Bewegung meines Darms, oder hat mein Baby mich getreten? Mit dem Nicht-eins-nicht-zwei-Sein beschreibt Irigaray eine spezifische weibliche Subjektposition, die jedoch für alle Frauen gelte, selbst wenn sie nicht schwanger seien. Denn allein die Möglichkeit, schwanger zu werden, verändert die Subjektposition.

Das Wochenbett wird auch das «vierte Trimester der Schwangerschaft» genannt. Die ersten Wochen hatte ich meine Kinder immer bei mir, ich ging mit ihnen im Tragetuch spazieren, oder sie schliefen auf meiner Brust. Ich stillte unablässig. Obwohl die Nabelschnur nach der Geburt getrennt wird, passiert die Trennung zwischen Baby und Eltern nicht von heute auf morgen. Als meine Protagonistin Alex in meinem Roman «Die bärtige Frau» das erste Mal länger von ihrem Baby getrennt ist, empfindet sie einen Phantomschmerz, als fehle ihr ein Körperteil.

Die Schwangerschaft führt uns vor Augen, dass wir keine autonomen Wesen sind. Für Kümmern und Sorgen hat sich im deutschsprachigen Raum in den vergangenen Jahren der Begriff «Care-Arbeit» durchgesetzt. Zum Teil wertete dies Sorgetätigkeiten auf, die hauptsächlich von Frauen verrichtet werden, und machte sie besser sichtbar. Allerdings ist Sorge mit der ökonomischen Kategorie der Arbeit nicht angemessen beschrieben. Je nach Alter oder persönlichen Umständen kann sich im Lauf unseres Lebens ändern, ob wir umsorgt werden oder wir uns um andere kümmern. Folglich spricht die Philosophin Cornelia Klinger nicht von Care-Arbeit, sondern von «Lebenssorge». Sorge sei sehr viel mehr als Arbeit: «Es ist eine Haltung und Einstellung.»

Es braucht Literatur und Philosophie, damit wir eine Sprache dafür entwickeln, was wir empfinden. All diese Begriffe – «nicht eins, nicht zwei», «gespaltene Subjektivität» oder «Zustand des Dazwischen» – lassen sich sogar auf die Biologie übertragen. Mikrochimärismus bezeichnet das Phänomen, dass Gebärende und Kind Zellen austauschen. In der Mutter finden sich nach der Geburt Zellen des Kindes und umgekehrt, im Herz, in der Lunge oder der Leber. Wir sind weniger nur wir selbst, als angenommen wird. Eine Chimäre ist in der griechischen Mythologie ein Mischwesen aus meist Löwe, Ziege und Schlange. Es wird vermutet, dass die fremden Zellen im Körper der gebärenden Person sowohl Vorteile als auch Nachteile haben können. Die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs oder Alzheimer zu erkranken, könnte dadurch geringer werden, allerdings könnten die Zellen des Fötus auch für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis mitverantwortlich sein.

Dieser Schnittstelle zwischen Biologie und Philosophie widmete sich zwischen 2022 und 2024 das «Bump»-Projekt am King’s College in London. Bump steht für «Better Understanding the Metaphysics of Pregnancy». Laut der Philosophin Elselijn Kingma, die das Projekt leitete, können der Körper der Schwangeren und der des Fötus nicht voneinander getrennt werden: Der Fötus sei kein eingeständiges Individuum, sondern Teil des Organismus der schwangeren Person. Diese Forschung berührt auch ethische Fragen rund um reproduktive Gerechtigkeit wie Abtreibungsdebatten, die sich immer wieder darum drehen, ob ein Fötus eigene Rechte hat oder nicht. Reproduktive Rechte sind derzeit im Zuge der autoritären Wende weltweit bedroht.

Abhängigkeit ist menschlich

Laut Julia Kristeva ist die Schwangerschaft keine spezifisch weibliche Erfahrung. Schliesslich wurden wir alle geboren und teilten uns einmal einen Körper mit einer anderen Person. Eine Philosophie der Schwangerschaft kann uns einen radikal kollektiven Blick auf die Welt eröffnen. Abhängigkeit ist nichts Negatives, sondern etwas zutiefst Menschliches. Radikale Kollektivität ist eine Politik der Verantwortung und des Sorgetragens füreinander. Es geht nicht darum, ob wir verstrickt sind, «sondern wie wir in dieser Verstrickung handeln, leiden und tanzen», schreibt Maggie Nelson in ihrem Buch «Freiheit».

Die Gruppenperformance «Lebensstrukturen» der 1988 verstorbenen brasilianischen Künstlerin Lygia Clark verdeutlicht das Bild der Verstrickung, des Fadenspiels: Aus Gummibändern wird ein Netz geknüpft, und mehrere Teilnehmende begeben sich an verschiedenen Stellen hinein und bewegen sich durch den Raum. Zieht die eine, muss der andere mitgehen, und umgekehrt. Jede Bewegung wirkt sich auf alle aus – so entsteht laut Clark ein Kollektivkörper.

Wie Nelson und Clark arbeitet auch die Biologin und feministische Theoretikerin Donna Haraway mit dem Bild des Fadenspiels, der Verstrickung oder des Knotens, um deutlich zu machen, dass wir nie Individuen waren. In «Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän» (2018) erfand sie den Slogan «Make kin, not babies!» (Macht euch verwandt, nicht Babys!). Damit bezieht sie sich auf Artverwandtschaften, denn Menschen sind für sie Säugetiere: ein Tier unter vielen. Radikale Kollektivität geht für sie über Menschen hinaus, sie plädiert dafür, artenübergreifende Beziehungen zu führen. Das mag für den ersten Moment esoterisch klingen, im Endeffekt ist damit ein Denken gemeint, das die gesamte Umwelt mit einschliesst, denn wir als Menschen tragen Verantwortung für unsere Mutter Erde. Ohne sie können wir nicht überleben. «Es ist von Gewicht, welche Gedanken Gedanken denken. […] Es ist von Gewicht, welche Beziehungen Beziehungen knüpfen», schreibt Haraway.

Wie kann diese radikale Kollektivität aussehen? Für eine kranke Freundin einkaufen gehen. Nachbarschaftsgärten statt Schrebergärten. Gemeinschaftliche Wohnprojekte statt Einfamilienhäuser. Bedingungsloses Grundeinkommen statt Sozialhilfe. Gemeinschaften statt Nationalstaaten. Eine Welt, in der es keine abgetrennten Orte für Kinder, Alte oder Menschen mit Behinderung gibt, sondern solche, an denen alle menschlichen Tiere leben dürfen. Eine Welt, in der die Sorge füreinander im Zentrum steht.

Es ist von Gewicht, wie Schwangere Schwangerschaften denken. Es ist von Gewicht, welche Sorgende Sorge tragen.