Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Le Monde diplomatique –

Randale in Brasilia

Am 8. Januar stürmten Tausende Anhänger des abgewählten Präsidenten Jair Bolsonaro mehrere Regierungsgebäude. Die Angriffe wurden in Brasilien und international scharf verurteilt. Sogar Bolsonaro sprach auf Twitter von einem „Angriff auf die Demokratie“. Wer also sind diese Leute? Diese Frage beantwortete Patricio G. Talavera in der LMd-Ausgabe vom Dezember 2022 in seinem Text über eine „Starke Bewegung mit schwachem Führer“.

Drohnenkrieg

Am 7. Januar veröffentlichte die New York Times eine Recherche über den US-Drohnenangriff vom 29. August 2021 in Kabul, bei dem zehn Zivilisten (darunter sechs Kinder) in dem Auto des NGO-Mitarbeiters Zemari Ahmadi getötet wurden. Das US-Militär war fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der Wagen Teil eines geplanten Anschlags war. Seit 2001 kamen nach NGO-Angaben in Afghanistan bis zu 990 Zivilisten durch mehr als 13 000 US-Drohnenangriffe ums Leben. Dass Drohnen nicht nur in der US-Armee zukünftig eine wichtige Rolle spielen werden, berichteten Laurent Checola und Édouard Pflimlin in LMd vom Mai 2020 in ihrem Text „Aufspüren und vernichten“.

Biden in El Paso

Am 8. Januar reiste Joe Biden erstmals in seiner Amtszeit an die Südgrenze der USA, wo derzeit wieder tausende Migranten ausharren. 2020 hatte die Trump-Regierung das Coronavirus genutzt, um die Grenze für Asylsuchende und Menschen ohne Papiere komplett zu schließen. Maya Averbuch berichtete darüber im Juni 2020: „Kein Vor und Zurück in Mexiko“. Biden hatte im Wahlkampf ein humaneres Grenz- und Einwanderungssystem versprochen, tatsächlich geht die Abschottungspolitik aber weiter. Im Mai 2021 beschrieb Todd Miller in „Borderland“, wie die Grenze mit modernster Computertechnik aufgerüstet wird und der border-industrial complex prächtig daran verdient.

Iran auf der Straße

Am 8. Januar wurde in mindestens 17 iranischen Städten demonstriert. Es war die größte Kundgebung seit mehr als einem Monat. Anlass war der dritte Jahrestag des Abschusses einer Passagiermaschine durch die Revolutionsgarden, die nie richtig zur Rechenschaft gezogen wurden, sagen die Angehörigen der Opfer. Die „Risse im Regime“ werden immer größer, wie Stéphane Dudoignon in der LMd-Ausgabe vom Dezember schrieb.