Elternzeit in Bern und Genf: Eine Frage des Modells
Bei der Elternzeit ist die Schweiz im europäischen Vergleich weiterhin Entwicklungsland. Dass sich das wohl nicht so bald ändern wird, zeigte sich etwa Anfang letzten Jahres: Damals lehnten im Kanton Zürich gleich 65 Prozent der Stimmbürger:innen einen Ausbau auf je 18 Wochen pro Elternteil ab. Es war ein heftiges Zeichen gegen eine progressive Familienbetreuung. Dennoch kommen nun etwas mehr als ein Jahr später, am 18. Juni, gleich in zwei weiteren Kantonen Initiativen unter dem Schlagwort «Elternzeit» an die Urne.
Im Kanton Bern sollen den bestehenden Urlaubstagen (14 Wochen Mutterschafts- sowie 2 Wochen Vaterschaftsurlaub) weitere 24 Wochen hinzugefügt werden. Regierung und Kantonsparlament lehnen die Initiative ab, die Linksparteien machen sich dafür stark. In Genf sollen zum Status quo (16 Wochen Mutterschafts- sowie 2 Wochen Vaterschaftsurlaub) 8 Wochen dazukommen. Die Initiative stösst dort aber in linken Kreisen auf Widerstand und wird von Parlament und Regierung gutgeheissen. Die umgekehrten Fronten zeigen auf, welche Diskrepanzen sich im selben Begriff verstecken.