Flüchtlingspolitik: Italiens Krieg gegen Geflüchtete

Nr. 37 –

Die tragische Geschichte der iranischen Theatermacherin und Aktivistin Maysoon Majidi zeigt exemplarisch, mit welcher Härte und welchen unlauteren Mitteln Italiens extrem rechte Regierung und Justiz gegen Fluchthelfer:innen vorgeht.

Aus Opfern Täter:innen zu machen, gehört zu den internationalen Standards bei der staatlichen Bekämpfung «illegaler Migration». Ein besonderes Drama dieser Art vollzieht sich seit Anfang des Jahres in Italien. Leidtragende der geballten Macht von Polizei, Justiz und Regierung ist Maysoon Majidi: eine 28-jährige iranische Kurdin, die seit dem 1. Januar im Gefängnis sitzt, derzeit in Crotone an der Ostküste Kalabriens. Ihr Fall kommt Mitte nächster Woche vor Gericht. Aussergewöhnlich daran ist, dass ihre Fluchtgeschichte und die tragischen Konsequenzen dieser Flucht Öffentlichkeit erfahren und auch politischen Widerstand ausgelöst haben.

Als Theatermacherin und politische Aktivistin für Demokratie und Frauenrechte bekämpfte Majidi seit Jahren die iranische Diktatur. Der Verfolgung entzog sie sich 2019 zunächst durch Flucht in den Irak. Da sie auch dort nicht sicher war, beschloss sie, zusammen mit ihrem Bruder die Flucht nach Europa zu versuchen. Nach mehreren Monaten in der Türkei bestiegen die beiden am 27. Dezember 2023, zusammen mit etwa vierzig weiteren Personen, am Strand nahe Izmir ein Boot. So hat Majidi ihre Flucht letzte Woche in einem ausführlichen Bericht in der linken Tageszeitung «il manifesto» beschrieben. Vier Tage später, am 31. Dezember, erreichte das Boot die italienische Küste, und die Geflüchteten konnten ein Schlauchboot besteigen und an Land gehen. Dort wurden sie von der Polizei empfangen und registriert.

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