Vergewaltigungsprozess in Frankreich: «Die Scham muss die Seite wechseln»
Der Prozess um Gisèle Pelicot hat Frankreich aufgewühlt. Ihr Mut wird ins kollektive Gedächtnis des Landes eingehen – und könnte strafrechtliche Reformen vorantreiben.
Ihr Gesicht sprühen sie auf Häuserwände, ihre Worte prangen auf Titelseiten. Ihr Name ist zu einem Synonym geworden für Mut, für Entschlossenheit und für ein Ende der Scham: Gisèle Pelicot ist über Frankreichs Grenzen hinweg zu einer Heldin geworden. Sie, die als Vergewaltigungsopfer entschieden hat, an die Öffentlichkeit zu gehen. Jedes neue Detail in der Geschichte ihres unfassbaren Leids gräbt sich tief ins kollektive Gedächtnis der Französ:innen. Eine Geschichte, die perfider, die grausamer kaum sein könnte. Über zehn Jahre hinweg liess Dominique Pelicot seine zuvor betäubte Frau im eigenen Schlafzimmer von Dutzenden von im Internet kontaktierten Männern vergewaltigen und missbrauchte sie auch selbst. Er filmte die Taten und mimte zur gleichen Zeit den treu sorgenden Ehemann.