Finanzplatz: Der Zwerg mit den grossen Geldschleusen
Was Bundesrat und Parlament eigentlich längst tun müssten, will nun eine Initiative erzwingen: Mit dem Finanzplatz soll einer der grössten Klimasünder in die Verantwortung genommen werden.
Es gehört zu den verblüffendsten Eigenarten der Schweiz, dass sie sich in ihrem Selbstbild wahlweise zum Riesen aufzublähen oder aber zum Zwerg zu schrumpfen vermag. So auch in der Klimapolitik: Da zählt man sich vollmundig zu den Musterschüler:innen, verweist auf den hohen Anteil erneuerbarer Quellen am Strommix, auf die engmaschige ÖV-Infrastruktur. Aber macht sich winzig klein, wenns ums Anerkennen der tatsächlichen Verantwortung geht – etwa um die «grauen Emissionen», die im gängigen Konsumverhalten stecken. Oder um die Öl-, Gas- und Kohlegeschäfte, die in Genf oder Zug täglich getätigt werden.
Und vor allem: wenn es um den Schweizer Finanzplatz geht. Gemäss einer Berechnung des internationalen Unternehmensberaters McKinsey ist dieser mit seinen Investitionen und Kreditvergaben für Treibhausgasemissionen verantwortlich, die bis zu achtzehnmal dem schweizerischen Inlandsausstoss entsprechen. Oder sogar «noch mehr, wenn man weitere Aktivitäten wie zum Beispiel Investitionen in Staatsanleihen» einbeziehe, heisst es im McKinsey-Bericht von 2022.