Reitschule Bern: In der repressiven Sackgasse
Die Berner Reitschule bleibt bis zum 22. Januar komplett geschlossen. Die Betreiber:innen reagieren mit diesem am Dienstag bekannt gegebenen Entscheid auf mehrere Gewaltvorfälle, die sich in den vergangenen Wochen auf der an die Reitschule grenzenden Schützenmatte ereignet haben. «Wir sind nicht bereit, weitere Gewalteskalationen zuzulassen oder die Sicherheit von uns und unseren Besuchenden zu gefährden», erklärt das autonome Kulturzentrum seinen Entscheid. Schon seit Jahren macht die Reitschule – wie etwa auch Vertrer:innen der Gassenarbeit – auf die sich immer weiter zuspitzende Situation auf der Schützenmatte aufmerksam. Gemäss den Betreiber:innen manifestieren sich auf diesem Platz die gesellschaftlichen Widersprüche der herrschenden Politik.
Der Platz unweit des Hauptbahnhofs ist Treffpunkt für durch die Berner Drogenpolitik ins Elend getriebene Suchtkranke und die aus der restlichen Innenstadt verdrängten Dealer:innen. Als einer der wenigen verbliebenen städtischen Freiräume ist die «Schütze» ausserdem Anziehungspunkt für durch die unmenschliche Asylpolitik illegalisierte Menschen. Viele von ihnen sind unbegleitete Minderjährige, ein grosser Teil obdachlos und suchtkrank. Staatliches Handeln hat so zur Folge, dass auf der Schützenmatte viele Menschen aufeinandertreffen, die sich in existenziellen Ausnahmesituationen befinden. Das sorgt immer wieder für Spannungen. Hauptleidtragende sind die Menschen auf der Schützenmatte selbst – aber auch für die Reitschule ist die Belastung nun zu gross geworden.
Die Situation wird durch – oft brutale – Polizeirepression weiter eskaliert. Stattdessen braucht es dringend einen Ausbau von unterstützenden Programmen. Es bestehen bereits wichtige Angebote wie das Gemeinschaftszentrum auf der Schützenmatte oder die Notschlafstelle für Jugendliche im Quartier Äussere Enge. Beide werden durch zivilgesellschaftliche Initiativen betrieben. Sie können die Lücke bei geeigneten staatlichen Angeboten aber nicht alleine füllen. Die Stadt Bern steht in der Pflicht.