Stichwahl in Rumänien: Die Spaltung bleibt
Der EU-freundliche Präsidentschaftskandidat Nicușor Dan hat in Rumänien überraschend die Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen. In der ersten Runde der Wahl hatte sein rechtsextremer Konkurrent George Simion noch doppelt so viele Stimmen geholt wie Dan. Für die Aufholjagd des parteilosen Bürgermeisters von Bukarest gibt es vielfältige Gründe. Erstens die Arroganz, die Simion zwischen den Wahlgängen an den Tag legte: Er nahm nur an einer einzigen Wahldebatte teil und besuchte die rumänische Diaspora im Ausland, statt die Öffentlichkeit in seiner Heimat zu überzeugen. Geschadet haben dürfte ihm auch seine zunehmend gewalttätige Haltung gegenüber Journalist:innen und politischen Gegner:innen. Unliebsame Journalist:innen griff Simion verbal an; Wähler:innen seines Gegners bezeichnete er als «irrationale Verrückte», und er bedauerte, auch deren Präsident werden zu müssen.
Simions Auftritt im Wahlkampf war auch geprägt von peinlichem Unwissen und trumpistischen Forderungen: So verglich er in einem Interview Frankreich mit dem Iran und forderte die Entlassung von 500 000 Staatsbediensteten, die er als «Parasiten» bezeichnete.