Verena Stefans Schreiben: Das Sprachmaterial zersplittern

Nr. 42 –

«Häutungen» gilt als Kultbuch der Frauenbewegung. Auch fünfzig Jahre nach seinem Erscheinen besticht der Text durch seine unverwechselbare Poetik.

Verena Stefan, 1979
Verena Stefan (1947–2017) in München, 1979. Foto: Keystone

Zu Beginn von «Häutungen» wird Verena Stefans Protagonistin Veruschka auf offener Strasse von einem Mann belästigt und beschimpft. Als endlich die Haustür hinter ihr ins Schloss fällt, kann von einem Gang an den Schreibtisch keine Rede sein: «Einmal zurück schlagen können, nicht ständig empörung um empörung in mir aufschichten! Was soll ich jetzt an der schreibmaschine?» Veruschka wischt die Buchstaben in der Folge vom Tisch und beginnt, einzelne Lettern auf dem Fussboden zu verschieben und neu aneinanderzureihen: «WANN KOMMT DER TAG AN DEM FRAUEN», anagrammiert sie ebenda. Das zersplitterte Sprachmaterial erinnert sie an die «einzelteilchen des aufstand[s] der frauen». Auch dieser ist nicht nur Sache eines Tages, sondern setzt viele einzelne, kleinere bis grössere Umbrüche voraus.

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