An der Grenze: Europas Nadelöhr
Jugendliche trainieren für den Krieg, eine Gruppe hilft Geflüchteten, und viele wünschen sich die alten Zeiten zurück. Wie lebt es sich an einem Ort, der als verwundbarste Stelle der Nato gilt? Unterwegs entlang der Suwałki-Lücke.
Kuba Żebrowski sitzt gerade im Schulbus, als ihn die Nachricht erreicht. Den Blick auf sein Smartphone gerichtet, spürt er, wie sich etwas in ihm zusammenzieht, wie er sich später erinnern wird. In der Nacht vom 9. auf den 10. September sollen mindestens neunzehn russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen sein. Einige wurden abgeschossen, laut polnischen Angaben gab es keine Toten oder Verletzten. Dennoch: Es ist die bis dato grösste russische Provokation gegenüber der Nato. Und während sich in den sozialen Medien Gerüchte und Theorien darüber verbreiten, ob Russland wirklich Polen angegriffen hat oder ob die Ukraine versucht, Polen nun endgültig in den Krieg hineinzuziehen, befindet sich Żebrowski in Alarmbereitschaft.
«In dem Moment hatte ich Angst, dass der Krieg jetzt da ist», erzählt Żebrowski an einem Nachmittag im Oktober. Kurz stockt ihm der Atem, als er am Küchentisch des elterlichen Wohnhauses über seine Gefühle spricht. «Ich habe gespürt, dass ich etwas tun, mich vorbereiten muss.»