Zeitgeschichte: Revolution mit Klassikern
Vom sozialistischen Studentenbund zu Hölderlin – der Verleger KD Wolff legt mit seiner Autobiografie ein Zeugnis einer bewegten Zeit vor.
Mindestens drei öffentliche Karrieren kann man KD Wolff zubilligen. Da ist der 68er-Studentenführer in Freiburg und Frankfurt, dann der Herausgeber linksradikaler Bücher im Verlag Roter Stern, drittens der Verleger, der mit dem Stroemfeld-Verlag das Edieren deutschsprachiger Klassiker revolutioniert hat.
Die Kindheit beginnt für den 1943 geborenen Karl Dietrich Wolff traumatisch: Als Zweijähriger erleidet er schwere Verletzungen und muss ein halbes Jahr im Spital verbringen. Später sieht er sich mit der Nazivergangenheit seiner Eltern konfrontiert; das ist, wie bei anderen seiner Genoss:innen, ein Motiv der Politisierung. Via die Juso und einen USA-Aufenthalt wird er 1965 leitend aktiv im Freiburger SDS, dem legendenumwobenen Sozialistischen Deutschen Studentenbund, gegen die sogenannten Notstandsgesetze und den US-amerikanischen Krieg in Vietnam. 1968/69 präsidiert er, zusammen mit seinem Bruder Frank, ein Jahr lang den landesweiten SDS, hält zahllose Reden, initiiert Demonstrationen und Sit-ins, verhandelt mit der Polizei und mit Politiker:innen, paktiert mit Kulturschaffenden und Gewerkschafter:innen.