Protest gegen Afghanistan-Krieg: Basler Turmsturm

Transparente an Kirchtürmen zu befestigen, hat als spektakuläre linke Protestform Tradition.

Eine Gruppe Jugendlicher hat in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag in einer halsbrecherischen Aktion zwischen den beiden Türmen des Basler Münsters ein Transparent aufgespannt mit der Aufschrift «STOP U.S. TERROR». Tags darauf hat sich in einem Communiqué das «Libertär-kommunalistische Komitee gegen das Schweigen und für globale Gerechtigkeit» zur Aktion bekannt. Man habe angesichts der Vergeltungsschläge der USA und der Nato-Verbündeten gegen Afghanistan beschlossen, «den Widerstand in die eigene Hand zu nehmen».

Solche Aktionen haben eine Tradition: Vor 26 Jahren führte ein unrühmlicher Abgang der US-Army aus Asien zu einer ersten Besteigung des Basler Münsters: Am Morgen des 1. Mai 1975 bauschte sich zwischen den Türmen aus aktuellem Anlass ein Transparent mit der Aufschrift «Vietnam befreit!». Die Besteigung der Türme sei wegen des regnerischen Wetters «saumässig gefährlich» gewesen, sagt Ueli Mäder, heute linksalternativer Basler Grossrat und Soziologiedozent an der Fachhochschule für Soziale Arbeit.

Kirchtürme dienten linken AktivistInnen damals veschiedentlich für spektakuläre Aktionen. So wehte Ende der sechziger Jahre die Vietnamfahne sowohl auf dem Berner Münster als auch auf der Lausanner Kathedrale – und erst letzten Samstagmorgen verkündeten Sans-Papiers-AktivistInnen vom Turm des Zücher Grossmünsters auf einem etwa dreissig Meter langen Transparent: «Papier den Papierlosen / Kein Mensch ist illegal».

Zur Begründung ihrer Aktion haben die Basler Libertär-KommunalistInnen übrigens festgehalten, sie fühlten sich im Stich gelassen von der Regierung, den Medien und den Landeskirchen, die es «aus Rücksicht auf wirtschaftsdiplomatische Beziehungen» unterliessen, «das Gebaren der USA und ihrer Verbündeten öffentlich zu verurteilen». Dass die Regierungen den Krieg gegen «eines der ärmsten Länder unserer Erde» tolerierten, legitimierten oder gar aktiv unterstützten, «ist ein Verbrechen».