SRF: Nur kein Risiko

«Kurzfristig muss bis Ende Jahr der Stellen- und Finanzrahmen bei SRF stabilisiert werden», hatte die SRF-Geschäftsleitung im März dieses Jahres ein wenig euphemistisch die bevorstehenden Sparmassnahmen angekündigt. Jetzt wird klar, was sie vorerst konkret bedeuten: 75 Vollzeitstellen werden gestrichen, die Geschäftsleitung verkleinert, Chefredaktionen zusammengelegt, Formate abgesetzt, in der Produktion gespart. Bereits ab Mitte Oktober will das Unternehmen mit der Umsetzung der Massnahmen beginnen.

Für Diskussionen sorgen jetzt unter anderem Entscheidungen der SRF-Führung bezüglich des Angebots für junge Zielgruppen. Insbesondere die Streichung des Onlineformats «We, Myself & Why» kommt bei vielen nicht gut an. Auf dem Instagram-Kanal von SRF News erntet die Absetzung Kritik: «We, myself & why wird gestrichen, aber Studio 404 bleibt?», fragt beispielsweise die Autorin und Kabarettistin Lisa Christ. In dieselbe Kerbe schlägt Kommunikationsberaterin Anne-Sophie Keller: «Absolut kein Verständnis für solche irren Entscheide.» 

In der Tat hat das Format ein Alleinstellungsmerkmal, zielt inhaltlich explizit auf junge Frauen und wird ausschliesslich von ihnen selbst produziert. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen, Fragen und Geschichten aus der Sicht von jungen Frauen. Das Format war dank dieser Ausrichtung auch nachweisbar erfolgreich. Letzteres gilt zwar auch für das von Christ und Keller erwähnte «Studio 404», das aber als Comedysendung um einiges klamaukiger und belangloser daherkommt. SRF begründet die Absetzung von «We, Myself &Why» damit, dass dessen Themen und Inhalte in die Marken «SRF Impact», «Bounce» und «Studio 404» einfliessen werden, die künftig bestehen bleiben.

SRF bemüht sich weiterhin, junge Zielgruppen zu erreichen. Es steht dabei in Konkurrenz zu internationalen Medienmarken und milliardenschweren Streamingkonzernen. In den vergangenen Jahren wurde das Unternehmen diesbezüglich aktiver und sichtbarer. Im fiktionalen Bereich hat es beispielsweise mit der Kriminalkomödie «Tschugger» eine eigenwillige Serie entwickeln lassen und damit einen Hit gelandet. Gleiches gilt eben auch für «We, Myself & Why». Es war auch deswegen beliebt, weil darin gesellschaftliche Themen aus liberal-feministischem Blickwinkel betrachtet wurden. Mag sein, dass bereits dies, angesichts des politischen Drucks von rechts, der SRF-Leitung als zu risikoreich erschien.