Broligarchie versus Demokratie

Welch besorgniserregende Tage: Donald Trump ist wieder Präsident der Gespaltenen Staaten von Amerika. Bei seiner Vereidigung strahlten und freuten sich hinter ihm, in Reih und Glied, die reichsten Männer der Welt. So also sieht sie aus, die Broligarchie auf der anderen Seite des Atlantiks. An ihrer Spitze steht die rechte Hand Donald Trumps, Elon Musk, der es mit seinem Hitlergruss vollbrachte, dass auch seine Bilder um die ganze Welt gingen. Viele der Reichsten und Mächtigsten dieser Welt tummeln sich aktuell jedoch nicht in weiter Ferne jenseits des Atlantiks, sondern vor unserer Haustür in den Schweizer Alpen in Davos.

Wie jedes Jahr treffen sich die Eliten aus Wirtschaft, Politik und Medien zum Jahresbeginn im Rahmen des Weltwirtschaftsforums (Wef). Und wie es mittlerweile guter Brauch ist, veröffentlicht die Nichtregierungsorganisation Oxfam pünktlich zum Beginn des Wef ihren Jahresbericht zu Ungleichheit. Auch dieses Jahr sind darin schwindelerregende Zahlen festgehalten, bei denen einem die Spucke wegbleibt.

Das Gesamtvermögen der Milliardäre ist im Vergleich zum Vorjahr drei Mal so schnell angestiegen und um ganze 204 Milliarden US-Dollar gewachsen. Alle vier Tage «wächst» ein neuer Milliardär. Mittlerweile zählen laut der Reichenliste von Forbes 2769 Menschen zum exklusiven Klub der Überreichen. Bei den zehn reichsten Milliardären wuchs das Vermögen im Durchschnitt um 100 Millionen US-Dollar pro Tag. Selbst wenn sie über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie Milliardäre. Das ist doch verrückt! Was auch verrückt ist? Parallel dazu leben mit 3,6 Milliarden Menschen beinahe 45 Prozent der gesamten Weltbevölkerung in Armut. 

«Es handelt sich um weit mehr als ein Zahlenspiel: Dies sind die Kennzeichen eines Wirtschaftssystems, das die Menschen vergessen hat. [...] Der Reichtum sickert nicht zu den Armen hinunter. Oxfam weiss das, der Internationale Währungsfonds weiss das, die Weltbank weiss das.» Dieses Zitat stammt nun nicht, wie man meinen könnte, aus dem Ungleichheitsbericht von Oxfam. Diese Worte von 2017 sind von Winnie Byanyima, stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen, und wurden als Pressemitteilung des Wef herausgegeben. Hat sich seitdem etwas an der wachsenden Ungleichheit geändert? Nein. Jährlich grüsst das Murmeltier. Wie denn auch, wenn noch immer keine Steuern auf die grössten Vermögen erhoben werden?

Nur mit einer Milliardärssteuer können wir verhindern, dass die Vermögen der Broligarchie unaufhörlich wachsen und mit ihrem Überreichtum auch ihre Macht. Tax the super rich! Damit nicht die Bros immer reicher und mächtiger werden, sondern unsere Demokratien.

An dieser Stelle lesen Sie immer freitags einen Text von Martyna Berenika Linartas. Linartas forscht zu Vermögensverteilung und Umverteilung. Dazu lehrt sie in Berlin und in Koblenz. 2022 hat sie die Wissensplattform ungleichheit.info mitgegründet. Im Frühjahr 2025 erscheint ihr Buch «Unverdiente Ungleichheit. Wie der Weg aus der Erbengesellschaft gelingen kann».