The Polyphonic Spree: Achtung Grossfamilie!

«Sind das nicht die, die immer in so komischen Gewändern rumlaufen?» – Das ist meist die erste Reaktion, wenn von The Polyphonic Spree die Rede ist, dieser 23-köpfigen, sich wie ein Grossaufgebot von Krishna-JüngerInnen präsentierenden Band. Mit ihrem ebenso sinfonischen wie sakral angelegten Pop erinnern sie an The Hidden Cameras und fügen sich so in einen seit einigen Jahren anhaltenden Trend ein, nämlich den zu musikalischen Grossfamilien und pseudoreligiösen Kollektiven, wie sie von The Danielson Familie bis Godspeed YBE die Runde machen.

Es war niemand Geringeres als David Bowie (der Mann, dessen Geschmack seit Jahren schon stilsicherer ist als die eigene Musik – man denke nur an sein Engagement für Daniel Johnston), der diesen obskuren Clan nach Grossbritannien eingeladen hatte und dafür sorgte, dass die Band dort inzwischen bekannter ist als in den USA. Man mag sie auf den ersten Blick für ein ähnlich randständiges und eher kurioses denn tatsächlich hörbares Phänomen wie die Kelly Family halten, doch die Musik versöhnt einen sehr schnell und lässt über den Hippie-Mummenschanz galant hinwegblicken, mehr noch: Das eigenartige Auftreten der Band korrespondiert letztlich auf stimmige Weise mit den orchestralen Arrangements, die wie eine Mischung aus späten Beatles und «Hair» klingen.

Dass Bowie diesen musikalischen Ansatz mag, verwundert nicht, hatte er doch einst ähnlich hymnische, wonnetrunkene Blumenkinderstücke wie «Memory of a free Festival» eingespielt. Ob hinter dieser Band, ihrer Musik und ihrem Auftreten eine tiefere Bedeutung, also eine Botschaft an die Welt verborgen liegen mag, muss jeder für sich entscheiden. «Hope» lautet zumindest die einzige textliche Booklet-Botschaft jenseits von Produktionsnotizen. Keine Frage, hier geht es um «good vibes», um spirituelle Energie, der man erliegen kann, ohne sich gleich als Opfer einer Eso-Falle fühlen zu müssen.

The Polyphonic Spree: Together we’re heavy. Good Records/Edel