Santé – aber subito!

Seit der Annahme der Pflegeinitiative sind ganze zehn Monate vergangen. 300 Tage also, seit sich das Geklatsche von den Balkonen doch tatsächlich in eine Forderung verwandelt hat. Und jetzt, wo stehen wir? Noch immer am Nullpunkt. Bund und Kantone wollen keine Verantwortung übernehmen, die Krise spitzt sich weiter zu: Über 300 Pflegefachleute verlassen pro Monat den Beruf. Santé allerseits!

Und jetzt also? Will das Parlament über die Umsetzung diskutieren. Was aber steht zuoberst auf der Liste, waseliwas? «Verbesserung der Ausbildung». Dringlichkeit sieht anders aus. Dabei liegt doch auf der Hand, was der Grund für den Fachkräftemangel ist: Es sind die miserablen Arbeitsbedingungen.

Um noch grössere Engpässe in nächster Zukunft zu verhindern, sind Investitionen in die Ausbildung wirkungslos. Oder glauben die wirklich, man könne die Löcher mit noch schlechter bezahlten Praktikant:innen füllen, die frühestens in vier Jahren als Fachkräfte funktionieren? Solange der Bund darauf beharrt, dass es nicht in seiner Kompetenz liege, arbeitsrechtliche Vorgaben zu machen, wird es nicht so schnell zu einer Verbesserung kommen.

Wir haben es ja schon mal vorgerechnet: Würde man tausend Pflegefachleute für einen Monatslohn von 10'000 Franken reaktivieren, wäre das eine Investition von 500 Millionen Franken über vier Jahre. Capito? Anstatt die ganze Milliarde, wie das der Bundesrat in seinem Gegenvorschlag in Aussicht stellte, für diese «Ausbildungsoffensive» zu verpulvern, sollte wenigstens die Hälfte davon in bessere Arbeitsbedingungen investiert werden. Nur so lassen sich zahlreiche Pflegeprofis vom Ausstieg abhalten – oder solche, die bereits abgesprungen sind, wieder zurückholen. Gesundheit, aber sofort!
Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch!