Trumps flexibles Vermögen

Wir erinnern uns: Als US-Präsident weigerte sich Donald Trump stets, seine Steuerdaten offenzulegen, wie das von Amtes wegen verlangt wurde. Nun liegt eine Anklageschrift gegen ihn und seine drei ältesten Kinder vor. Sie zeigt, dass diese Geheimniskrämerei Teil seiner Finanzstrategie ist. Das Geheimnis als lukratives Geschäftsmodell sozusagen. Hat ja schon für den Schweizer Bankenplatz jahrzehntelang funktioniert – offenbar auch für Donald Trump.

Wer das haarsträubende Trump-Spektakel die letzten Jahre verfolgt hat, muss sich ja wundern, dass er bis jetzt keiner einzigen Untat zweifelsfrei überführt werden konnte. Das stört den Gerechtigkeitssinn, vor allem aber den Glauben an die Institutionen. Auch deshalb ist es gut, dass nun die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James und ihr Team in dreijähriger Arbeit eine 222-seitige gerichtliche Anklage zusammengestellt haben, die sie am Mittwoch öffentlich machten. Die zusammengetragenen über 200 Betrügereien des Clans ergeben ein klares Bild: Trump und sein Nachwuchs haben systematisch gelogen. «What’s new?», werdet ihr fragen. Nun, sie haben eben auch systematisch gelogen, was den Wert ihrer Besitztümer anging: Gegenüber dem Steueramt wurden lächerlich tiefe Angaben gemacht, ging es dagegen um die Kreditwürdigkeit, wurde massiv übertrieben. Diese Vermögensverzerrungen gehen in die Milliarden. Untersucht wurden die letzten zehn Jahre, also auch die Zeit von Trumps Präsidentschaft. Die so erzielten mutmasslichen Gewinne soll er nun als Strafe zahlen – 250 Millionen Dollar. Viel wichtiger ist aber: Bei einer Verurteilung dürften die Trumps im Bundesstaat New York nie mehr Geschäfte machen.

Fakt ist: In den USA stehen die Midterm-Wahlen an. Auch in ihnen spielt der nach einer Amtszeit abgewählte Trump eine bestürzend wichtig Rolle. In gewissen Bundesstaaten haben die Demokrat:innen eine kühne Strategie gewählt: Sie unterstützen in den Vorwahlen Trumps Extremkandidat:innen mit Werbeanzeigen, weil sie davon ausgehen, dass sie diese eher schlagen können als gemässigte republikanische Anwärter:innen. Als rationales Wesen wirds einem angst und bang bei derlei Manövern. Mögen sie aufgehen. Wie auch Letitia James’ wohlvorbereitete juristische Intervention.

Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt im Zoo auf woz.ch die Dinge zurecht.