Der Reichtum den Männern

Der Linken wird ja gerne vorgeworfen, sie kümmere sich nur noch um Fragen der Gleichstellung und der Diskriminierung und vergesse darob den Klassenkampf. Nun belegt ausgerechnet ein so nüchternes Dokument wie die neuste Lohnstrukturerhebung des Bundesamts für Statistik, was Feminist:innen schon lange sagen: dass der Kampf um Gleichstellung immer eine soziale Auseinandersetzung ist.

Bei der Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern geht es einerseits um die Position innerhalb der Lohnpyramide. Da sind die Erkenntnisse nachgerade erschreckend. Ganz unten arbeiten mehrheitlich die Frauen: 2020 waren in der Gesamtwirtschaft 60 Prozent der Beschäftigten, die für unter 4000 Franken pro Monat arbeiten, Frauen. Kein Wunder, sind auch mehrheitlich Frauen von Armut betroffen. Ganz oben, an der Spitze der Pyramide, teilen die Männer den Reichtum der Volkswirtschaft fast unter sich auf: Bei den Personen, die 16'000 Franken pro Monat verdienen, sind 79 Prozent Männer. Und von all den Boni und Dividenden haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen.

Andererseits wird in der Statistik verglichen, wer mit welcher Ausbildung bei welcher Tätigkeit welchen Lohn verdient. Und was der Faktor Geschlecht dabei für eine Rolle spielt. Hier zeichnet sich zwar eine ganz leichte Verbesserung ab: Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen ist in den letzten zwei Jahren von 19 auf 18 Prozent gesunken. Doch der unerklärte Anteil der Lohndifferenz, der nicht auf Faktoren wie Alter oder Ausbildung, sondern nur auf das Geschlecht zurückzuführen ist, steigt weiter an: Er beträgt derzeit monatlich 717 Franken.

Interessant: Der unerklärte Anteil der Lohndifferenz ist bei kleineren Unternehmen mit weniger als zwanzig Mitarbeiter:innen höher als bei Konzernen mit mehr als tausend Beschäftigten (57 zu 37 Prozent). Anders gesagt: Der feministische Klassenkampf beginnt bei den KMUs.
Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt im «Zoo» auf woz.ch regelmässig die Dinge zurecht.