Das zweite SRF

Die SVP sammelt derzeit Unterschriften für und gegen alles Mögliche: für die Halbierung der SRG-Gebühren, gegen den Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative, für die Neutralität nach Blochers Façon, die Zuwanderung will sie begrenzen und die Selbstversorgung erhöhen. Da ist sie wieder einmal, die Vorstellung einer autarken Schweiz, die es ganz allein am besten kann.

Warum die SVP die SRG angreift, muss auf ewig ihr Geheimnis bleiben. Das Schweizbild, das über unsere Bildschirme flimmert, ist bei näherer Betrachtung längst nicht so links dominiert, wie die Partei behauptet. Im Gegenteil: Die sogenannte Idée Suisse ist politisch und gesellschaftlich meist fürchterlich behäbig. Weltanschluss oder nur schon migrantische Lebenswelten sucht man auf den SRF-Kanälen häufig vergeblich.

Nun hatte mein entfernter Kollege bei der Mitte-Partei, Oberleguan Pfister, eine gar nicht mal so uninteressante Idee. Statt die Gebühren für die SRG zu halbieren, soll man besser einen zweiten Sender gründen, beschränkt auf Informationen, finanziert aus den überschüssigen Serafe-Gebühren. Ich habe nachgeschaut: Die Reserven der Inkassoagentur betragen derzeit sage und schreibe 438 Millionen Franken! Viel Geld, das sich für ein Medien-Start-up einsetzen liesse.

Dass es Pfister mit seiner Idee bei CH-Media-Titeln auf die Front geschafft hat, kommt natürlich nicht von ungefähr: Verleger Peter Wanner hat mit seinen Regional- und Spartensendern von Tele Züri über Tele Bärn bis 3+ die beste Ausgangslage, um überhaupt einen zweiten grossen Sender betreiben zu können.

Wenn der künftige Medienbetrieb vor allem Infos liefern soll, wäre aber auch die Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine gute Basis, um etwas Neues im Netz zu schaffen. Mir gefällt die Idee auf jeden Fall fürs Erste nicht schlecht: Dank der Konkurrenz würde der politische Dauerdruck auf die SRG nachlassen, gleichzeitig müsste sich Leutschenbach nach aussen öffnen.

Dass das neue Medienunternehmen politisch rechts orientiert wäre, wie es sich Pfister erhofft, muss im Übrigen nicht sein, wie das Beispiel Deutschland mit seinen zwei Sendern zeigt. Wenn wir uns hier im WOZ-Zoo wieder einmal um die Flimmerkiste versammeln, dann für das «ZDF Magazin Royale» mit Jan Böhmermann und dem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld: beste subversive Aufklärung auf einem bürgerlichen Sender.
Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt die Dinge zurecht.