Gibts Stadionkonzerte eigentlich nur noch für Reiche?
Ein paar Beispiele aus dem Schweizer Konzertfrühling: Bei Guns N' Roses kosten Stehplätze zwischen 133 Franken hinten und 220 Franken vorne auf dem Parkett, bei Depeche Mode gibts sie schon zwischen 110 und 190 Franken – mit «Early Entry» dann allerdings für 333 Franken. Bei Peter Gabriel gibts neben ebenfalls sauteuren Normalotickets auch ein «Gold VIP Package» für 439 Franken. Aber, denken Sie jetzt bestimmt, für diese Oldies interessieren sich doch eh nur gutbezahlte Boomer:innen – wo liegt also das Problem? Nur kostet halt auch ein Konzert der Rapperin Haiyti, für das sich auch ein paar Kids interessieren, im städtischen Zürcher Dynamo schon 47 Franken, den Dancehallstar Popcaan sieht man für 54 Franken.
Was all diese Konzerte gemeinsam haben? Sie werden von Live Nation veranstaltet, dem grössten Veranstaltungskonzern der Welt, 16,7 Milliarden US-Dollar Umsatz. Dessen Geschäftsmodell in Kürze: Über den Kauf von Veranstaltungsfirmen (in der Schweiz zuletzt etwa Mainland Music), Festivals (in der Schweiz das Openair Frauenfeld) und Veranstaltungsorten, in den USA beispielsweise ganzer Stadien, kontrolliert Live Nation immer grössere Teile des Livemarktes. Das Geld verdient der Konzern vor allem mit dem Ticketverkauf über seine Plattform Ticketmaster. Je grösser die Marktdominanz, desto fantastischer die Preise.
Robert Smith, Sänger von The Cure, hat das kürzlich grandios vorgeführt. Mit einem Wutanfall im Netz solidarisierte er sich mit Fans, die sich über die horrenden Gebühren aufregten. The Cure hatten die Ticketpreise bewusst tief gehalten, teilweise bei nur 20 Dollar. Fans verbreiteten darauf Abrechnungen, auf denen Ticketmaster zusätzlich drei verschiedene Gebühren verrechnete, die in manchen Fällen zu mehr als einer Verdoppelung des Ticketpreises führten. Der Anfall zeigte Wirkung, kurz darauf verkündete Smith, Ticketmaster habe sich bereit erklärt, zwischen 5 und 10 Dollar pro Ticket zurückzuzahlen. Wäre das so leicht, wenn diese Gebühren nicht ein frei ausgedachter Gewinn wären?
Fest steht: Von Konzernen wie Live Nation, die zum Monopolstatus drängen, profitiert niemand ausser deren Shareholder – weg damit!
Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch