Die Sonne im Sturm
Freitag, 28. Oktober, 17.14 Uhr
Es stürmt dermassen, dass ich kaum schreiben kann. Die See wild und aufgewühlt und wunderschön und tanzende Schaumkronen und über allem scheint die Sonne. Eine für mich unbekannte Kombination: Sturm und Sonnenschein. Seit über zwölf Stunden versuche ich, meine Koje nicht zu verlassen. Sobald ich aufstehe, geht es mir übel. Man muss sich gut festhalten, will man nicht heftigst gegen Wände und Türrahmen geschleudert werden. Die Mehrheit unserer Tassen hat nun keine Henkel mehr. Also bleibe ich liegen und denke an gestern. An den schönsten Tag aller.
Wir bargen ein Boot mit 137 weitgehend gesunden Leuten, die uns umarmten, sangen und tanzten, als sie an Bord kamen. Ich denke an sie und es geht mir besser. Und wenn ich schlafe, drehe ich mich auf den Bauch, klemme meine Hände und Füsse zwischen Matratze und Wand ein, damit ich nicht aus der Koje kullere.