Geschlechtsangleichung: Ricklis Rauchbombe

Nr. 28 –

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Anfang 2024 reagierte die Zürcher Gesundheitsdirektion (GD) auf den Vorwurf eines Vereins, wonach Jugendliche unter Druck gesetzt worden seien, geschlechtsangleichenden Massnahmen zuzustimmen. Vier Fälle sollen die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP) betroffen haben, die schweizweit wichtigste Anlaufstelle für trans Kinder und Jugendliche. GD-Vorsteherin Natalie Rickli (SVP) leitete Abklärungen ein, liess Fallakten von Operationen zwischen 2020 und 2022 untersuchen. Systematische Mängel, so das Ergebnis vom Juli 2024, wurden keine festgestellt. Die GD handelte trotzdem und richtete ein Kompetenzzentrum ein.

Die Zahl der geschlechtsangleichenden Operationen blieb niedrig: Im Kanton Zürich wurden in den letzten zwei Jahren achtzehn solcher OPs bei Minderjährigen durchgeführt (alle zwischen sechzehn und achtzehn Jahre alt, überwiegend Brustentfernungen), davor waren es dreizehn (2022), zwölf (2021) und acht (2020) gewesen. Rickli sprach an der eigens für das Thema angesetzten Pressekonferenz Anfang Woche dennoch von einer «Steigerung» und verkündete weitere Massnahmen: Bei OPs muss künftig ein «interdisziplinäres Indikationsboard» beigezogen, Pubertätsblocker müssen im Rahmen wissenschaftlicher Studien abgegeben werden. Vor allem forderte sie ein nationales Verbot «irreversibler Behandlungen» bei Jugendlichen.

Spätestens an diesem Punkt drängt sich die Frage auf, worum es eigentlich geht. Rickli lieferte die Antwort: Der Bund solle ein Verbot prüfen, «sodass wir den Diskurs fortführen können». Nur, welchen? Studien verweisen auf eine höhere Suizidalität bei trans Jugendlichen, wenn keine Behandlungsmöglichkeiten vorliegen. Rickli sagte selber, sie bekomme Zuschriften besorgter Eltern, die befürchteten, dass ihren trans Kindern gar keine Massnahmen mehr empfohlen würden. Doch es war am Ende natürlich die populistische Verbotsforderung, die die perfekte Schlagzeile ergab – ein guter Dienst von Rickli an ihrer Partei: Die Zürcher SVP jubelte und lärmte vom «Transgender-Wahn». Es war auch ein guter Dienst an sich selber: Die Probleme der Gesundheitsdirektion, die sich nur so stapeln (siehe WOZ Nr. 14/25), gehen darob eben mal kurz vergessen.