Geile Uniformen in Davos

«Vroom vroom» machen die Helikopter – und die Schweizer Herzen hüpfen vor Glück. In diesem Land ist man sonst ja stolz darauf, einen Bundesrat im Linienzug zu entdecken. Wenn ein Foto von Alain Berset, der bodenständig auf einem Bahnperron steht, in den sozialen Medien kursiert, klopft man sich auf die Schulter. Das, darin sind sich dann jeweils alle einig, gibt es sonst nirgendwo auf der Welt.

Das merkt man derzeit besonders gut, da alle Welt so wie jedes Jahr hier zu Besuch ist. Die wichtigen Entscheidungsträger, die Key Decision Makers sozusagen, treffen sich ja gerade in Davos. Und statt sich wie üblich mit ihrer Bescheidenheit zu brüsten, gibt sich die eidgenössische Seele zügellos ihrer Freude am Polizeistaat hin.

«Das WEF ist für die Sicherheitskräfte eine grosse Herausforderung»: Der Satz war zuletzt von «Nau.ch» über «Blick» bis NZZ überall zu lesen. Fast alle Zeitungen des Landes publizierten in den letzten Tagen bewundernde Texte über das für das Wef benötigte Sicherheitsdispositiv. Die Kantonspolizeien Graubünden, Bern und Zürich würden sich daran beteiligen, sogar die Armee mit 5000 Angehörigen! Cyberabwehr, Hundeführer:innen, Scharfschützen, überall Uniformen – leider geil.

In der erigierten Berichterstattung schwingt natürlich immer auch Stolz mit. Wenn Weltpolitik ein Sport wäre, dann wäre das Wef unser Roger Federer. Mindestens lesen sich die Liveticker über Polizeieskorten und Kampfjetflüge wie diejenigen über den Olympiaauftritt irgendwelcher Schweizer:innen mit Medaillenchancen im Beachhandball oder Kunstradfahren.

Dass das gigantische Sicherheitsaufgebot nicht zuletzt dazu dient, Proteste zu unterbinden oder mindestens für die Entscheidungsträger:innen unsichtbar zu machen, ist da nicht viel mehr wert als eine Randnotiz. Wozu auch Protest, solange Viola Amherd in ihren Unterredungen, etwa mit dem chinesischen Premierminister, zuverlässig «die Menschenrechtslage anspricht»?

Während ihr Verteidigungsdepartement in einer Medienmitteilung damit prahlen kann, dass Staatschefs dank der Schweizer Luftwaffe «in den Genuss eines VIP-Taxis» per Helikopter kommen. Nicht zu verwechseln übrigens mit den «privaten Heli-Taxis für Wirtschaftsgrössen». «Vroom vroom» machen sie beide. Und viel Substanzielleres wird auch bei diesem Wef nicht herauskommen.