Sachbuch: Die Gewaltgeschichte der USA
Warum wird Politik in den USA so fanatisch und unversöhnlich betrieben? Was für eine politische Kultur hat den Aufstieg Donald Trumps und seiner Kamarilla ermöglicht? Auf diese Fragen liefert das neue Buch Bernd Greiners Antworten. Der Historiker schildert darin die Klassenkriege und Kulturkämpfe, die die USA seit über einem Jahrhundert prägen.
Dabei hätte Greiner noch früher ansetzen können: Die US-Geschichte im 19. Jahrhundert, mit dem Bürgerkrieg als Höhepunkt, war ja ebenfalls enorm gewalttätig. Lange schon vor Tea Party und Trumpismus gab es Auseinandersetzungen, die mit ungeheurer Härte ausgefochten wurden, Terror und organisierte Gewalt inklusive.
Auf die alte Frage, warum es in den USA keinen Sozialismus gebe – diese trieb einst etwa Friedrich Engels und Werner Sombart um –, kann man mit dem Historiker antworten: weil alle Ansätze zu einer Arbeiter:innenbewegung wie auch zu anderen sozialen Bewegungen brutal niedergeschlagen wurden. Die Sozialisten, die bis in die dreissiger Jahre eine politische Kraft waren, wurden vom Staat und von mächtigen Kapitalgruppen gemeinsam zum Schweigen gebracht, dasselbe gilt für die Kommunist:innenverfolgung nach 1945.
In Europa weniger bekannt ist der erbitterte Kampf, der gegen die Regierungspolitik des «New Deal» geführt wurde. Die Diabolisierung des politischen Gegners spielte hierbei eine zentrale Rolle, Kultur- und Klassenkämpfe waren intrinsisch miteinander verknüpft. Und auch die Bürgerrechtsbewegung wurde mit extremer Gewalt bekämpft. Eine wichtige Rolle spielt auch die von den ersten Siedler:innen herrührende Vorstellung, als Krieger Gottes gegen alle Ungläubigen einen Staat auf Erden verwirklichen zu müssen.
Diese Traditionen ergeben eine hochexplosive Mischung. Minderheiten, die das Recht des Stärkeren durch höhere Werte – Gott, Nation, «Rasse» – geheiligt sehen wollen, treiben die Mehrheit der Bevölkerung immer wieder in gewalttätige Konflikte. Heute mehr denn je.
