Fanproteste: Hoch die Sabotage!

Seit Wochen brodelt es in den Fankurven deutscher Fussballklubs. Im Dezember 2023 hatten die Klubpräsidenten per geheimer Abstimmung der Deutschen Fussball-Liga (DFL) das Mandat erteilt, einen externen Investor an Bord zu holen. Der TV-Vermarktungspartner CVC soll eine Milliarde Euro in die Kassen bringen und im Gegenzug zwanzig Jahre lang acht Prozent der Lizenzerlöse aus der Verwertung der kommerziellen Rechte erhalten. Seither protestieren Fussballfans gegen die befürchtete weitere Kommerzialisierung der Spiele und fordern eine Wiederholung der Abstimmung: Offenbar hatte sich der Klubpräsident von Hannover 96 gegen die Weisung seines Vereins für den Investorendeal ausgesprochen und damit die Abstimmung entschieden.

Und siehe da, die Proteste zeigen Wirkung: Nachdem sich bereits ein möglicher Investor aus dem Bieterverfahren zurückgezogen hat, steht nun auch der Deal mit CVC auf der Kippe. Wie die «Sport Bild» vermeldete, wolle das DFL-Präsidium eine ausserordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Die Zeitung vermutet: um die Abstimmung zu wiederholen.

Man kann nun einfallslos die «Selbstüberschätzung der Fans» kritisieren, wie es etwa NZZ-Fussballjournalist Fabian Ruch in der aktuellen Ausgabe des Podcasts «Anderi Liga» tut. Abgesehen davon, dass er damit angesichts des wackligen Deals falschliegen dürfte, ist es viel heiterer und inspirierender, sich die zahlreichen Aktionen der Fankurven anzuschauen. Diese übten sich nämlich in der elegantesten aller Widerstandsdisziplinen: der Sabotage.

So katapultierten die Fans beispielsweise regelmässig mit Ballschleudern Tennisbälle auf den Rasen, um Spielunterbrüche herbeizuführen. Das sah nicht nur schön aus, sondern bot den plötzlich beschäftigungslosen Spielern auch gleich Jongliermaterial. Noch unterhaltsamer waren die Aktionen, bei denen die Fans ferngesteuerte Autos (in einer Geländewagenversion für optimalen Halt auf dem Rasen) aufs Spielfeld dirigierten. In der gehobenen Version dieser Aktion transportierten die ferngesteuerten Autos Rauchpetarden und vernebelten das Fussballfeld. Das Transparent dazu: «Wir lassen uns nicht fernsteuern».

Bei einer anderen Begegnung entschied man sich dafür, Modellflugzeuge aus Schaumgummi aufs Feld zu steuern. Der Torwart fing für einmal keine Fussbälle, sondern Flugobjekte. Ausgesprochen clever waren die Fans, die es in der Halbzeitpause eines Spiels zustande brachten, schwere Veloschlösser an die Fussballtore zu ketten, die erst unter dem Einsatz eines Trennschleifers entfernt werden konnten. Und natürlich wurden nicht nur Tennisbälle, sondern allerlei Gegenstände aufs Spielfeld befördert: elektronische Minisirenen, Süssigkeiten, Zitronen, Gurken und natürlich die allseits beliebte Klopapierrolle.

Eins von vielen Transparenten zu den Aktionen lautete schlicht: «Wir müssen leider unterbrechen.»