Tesla: Tanzen gegen Elon Musk
In den USA entsteht gerade eine Bewegung, die dem Tesla-Gründer und X-Besitzer so richtig gefährlich werden könnte.
Am kommenden Samstag soll es vor allen 277 Tesla-Showrooms in den USA so richtig laut werden. Ein Bündnis unter dem Namen #TeslaTakedown ruft dazu auf, sich dort zahlreich zu besammeln, um gegen den Autokonzern und seinen Gründer und CEO, Elon Musk, zu protestieren. Weitere Proteste soll es auch in anderen Ländern geben.
Musk ist schon lange umstritten. Doch mit der Ernennung zum Leiter des neuen Department of Government Efficiency (Doge) durch US-Präsident Donald Trump ist er in breiten Bevölkerungskreisen zur Hassfigur schlechthin geworden. Proteste gegen ihn und seinen Autokonzern Tesla haben Anfang Februar klein begonnen – inzwischen demonstrieren oft Hunderte an einzelnen Standorten; mit Schildern und Rufen, Musik und Tanz.
Diese Aktionen könnten zum Kristallisationspunkt einer neuen Bewegung werden. «Der Einsatz könnte nicht höher sein», heisst es auf der Website von #TeslaTakedown. «Niemand wird kommen und uns retten, weder Politiker noch Medien.» Die Regierungspolitik von Trump und Musk wird als direkter Angriff auf soziale Sicherheit und Demokratie wahrgenommen. Tesla-Fahrer:innen werden aufgefordert, ihre Autos zu verkaufen, Aktienbesitzer:innen ermutigt, sich von Tesla-Aktien zu trennen.
Prominente Unterstützung
Ein Aushängeschild der Bewegung ist etwa der Regisseur und Schauspieler Alex Winter. Bei einem Videomeeting zur Mobilisierung für den 29. März sagt er, dass hier «einfach ganz normale Bürger» protestierten, «die besorgt über Elon Musk und seinen Angriff auf alle von uns sind». Beim Call sprach auch eine Bundesangestellte, die sich mit dem Namen Stephanie vorstellte. Sie beschrieb, wie die von Musk initiierte Entlassungswelle unter den Beschäftigten zu Angst und Bedrückung führe: «Wir haben hart gearbeitet und stehen nun vor dem Nichts.»
Neben den vielen friedlichen Protesten nehmen auch Brandstiftungen gegen Tesla-Einrichtungen und Sabotageaktionen zu. So sind etwa vor einem Tesla-Shop in Las Vegas mehrere Tesla-Autos angezündet worden, an die Wände wurde «Resist» gesprayt. Inzwischen hat das FBI eine Taskforce eingesetzt. Die nationale Polizeibehörde schreibt von Vorfällen in neun Bundesstaaten seit Januar. Donald Trump spricht von «kranken Terroristen» und fordert drakonische Strafen. Justizministerin Pam Bondi kündigt «Konsequenzen» gegen «diesen inländischen Terror» an.
Trotz aller Einschüchterungen: Die Bedingungen für eine Ausweitung der friedlichen Proteste sind ideal. Die Hürde ist tief, sich vor einer lokalen Tesla-Einrichtung zu besammeln. Doch die Wirkung ist gross: Die Marke Tesla, die bis vor kurzem noch für brillante Technik und klimafreundliche Mobilität stand, wird immer weiter beschädigt. Sie steht nun für einen herzlosen Milliardär, der Zehntausende entlässt und gegen den immer mehr demonstrieren.
So brechen die Verkaufszahlen dramatisch ein. Am Dienstag wurde bekannt, dass im Januar und Februar in der EU 49 Prozent weniger Autos als ein Jahr zuvor verkauft wurden. Der Wert der Aktie ist in nur drei Monaten um rund 40 Prozent eingebrochen.
Musk selbst hält 13 Prozent der Tesla-Aktien. Weitere Grossaktionäre sind Investmentgesellschaften wie Vanguard und Blackrock. Auch die UBS, die Schweizerische Nationalbank und die Zürcher Kantonalbank halten grössere Aktienpakete. Der langjährige Tesla-Grossaktionär Ross Gerber fordert inzwischen Musk offen dazu auf, von seinem Posten als CEO zurückzutreten.
Ein realistisches Ziel?
Elon Musk läuft Gefahr, in eine Abwärtsspirale zu geraten: Je schlechter sein Ruf und je grösser die Proteste, desto weniger Autos verkauft Tesla – und desto mehr sinkt der Aktienkurs. Für Musk ist das umso dramatischer, als er gemäss Schätzungen ein Drittel seiner Tesla-Aktien als Sicherheit für Kredite gegeben hat, um die Social-Media Plattform Twitter (heute X) zu kaufen. Sollte der Wert der Aktie unter einen bestimmten Punkt fallen, würde er von den kreditgebenden Banken gezwungen, seine Aktien zu verkaufen – was den Aktienkurs nur noch weiter sinken liesse.
So gesehen verfolgen die Proteste ein ganz realistisches Ziel: Elon Musk zu stoppen.