100 Wörter: Im «Karma-Koma»

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Auf dem beliebtesten der dreihundertzwölf Sender lief seit drei Tagen ununterbrochen die Realityshow «Karma-Koma», bei der die elf KandidatInnen versuchen mussten, unter haarsträubenden Umständen einen Rest von Würde zu bewahren. Sie wurden gezwungen, mit ihren Nachbarn zu Mittag zu essen und zu tun, als sei das normal. Man liess sie Tramfahren und dreimal umsteigen oder eine Szenebar betreten, ohne dabei auszusehen wie jemand, der furchtbar beschissen wurde. Natürlich verloren die meisten KandidatInnen schon nach wenigen Folgen den Verstand, und am Schluss gewann Grossenbacher den in Aussicht gestellten Hauptpreis: einen Kühlschrank der miesesten Energieklasse, der nach zwei Tagen den Geist aufgab.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held») und lebt in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Letzte Woche erschien im Bilgerverlag der fünfte Krimi um den Szene- und Kulturermittler Jakob «Köbi» Robert mit dem Titel «Stirb, schöner Engel». Pörtner liest daraus am Mittwoch, 23. März, um 20.30 Uhr in der Zürcher Buchhandlung Orell Füssli am Bellevue. Moderation: Monika Schärer.