Agrotreibstoffe: Afrikas Pflanzen gehören nicht in den Tank

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Der Name klingt doppelt ökologisch: Green Biofuel Switzerland. Letzte Woche hat das Unternehmen dieses Namens im aargauischen Zurzach mit dem Bau einer Fabrik begonnen, die Diesel aus pflanzlichen Rohstoffen herstellen soll. Vor allem aus Jatropha, einem Strauch, der Trockenheit und karge Böden erträgt. Er wächst auch dort, wo kaum Nahrung angebaut werden kann – und gilt darum unter PromoterInnen von Agrotreibstoffen als unproblematisch. Doch die Kritik wächst: Aus der Sicht der indischen BäuerInnen gebe es kein Ödland, sagte die indische Tierärztin Sagari Ramdas schon 2008 zur WOZ. «Frauen sammeln dort Brennstoff und Heilpflanzen, Futter für die Tiere, Früchte und Nüsse.» In Mosambik – wo Green Biofuel einen Teil des Rohstoffs beziehen will – verdrängt der Jatrophaanbau immer mehr den Anbau von Grundnahrungsmitteln, wie eine Studie des Hilfswerks Swissaid zeigt.

Dass die sogenannten Biotreibstoffe mit «bio» nichts zu tun haben, ist inzwischen bekannt. 62 000 Personen und 35 Organisationen forderten letztes Jahr mit einer Petition strengere Vorschriften für solche Treibstoffe. Auch die Umweltkommission des Nationalrats verlangt eine bessere Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien. «Green Biofuel will in Bad Zurzach offenbar vollendete Tatsachen schaffen, bevor die Politik die laufende Debatte über die umstrittenen ‹Bio›-Treibstoffe richtig geführt hat», kritisiert Swissaid.