Filmkultur: Im Kino Houdini leuchten Trinkgläser

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Viktor Giacobbo und Bettina Oberli waren da, auch Moritz Leuenberger und Christian Frei. Die geladenen Gäste trugen Goldketten samt Vorhängeschloss um den Hals, aber frivol war das nicht gemeint an dieser Voreröffnung. Sondern als Anspielung auf Harry Houdini, den legendären Entfesselungskünstler und Namensgeber des neuen Zürcher Kinos, das am 21. August an der Kalkbreite den Betrieb aufnimmt. Die Besitzer des Kinos Riffraff haben ihr erprobtes Miniplex-Modell mit angegliedertem Barbetrieb weitergedacht und exportieren es jetzt in den Kreis 4. Kinosterben? Für die beiden Geschäftsleiter Frank Braun und Res Kessler ist das ein Fremdwort, das nur chronische PessimistInnen im Mund führen. Und 2016 werden Samir und Bruno Deckert mit weiteren sechs Kinosälen an der Europaallee nachziehen.

Das «Houdini» durchbricht ganz beiläufig auch ein langjähriges Monopol in der Zürcher Filmkultur. Denn wer werktags über Mittag ins Kino wollte, war bislang auf das Lunchkino im «Arthouse Le Paris» angewiesen. Der Pionier bekommt jetzt Konkurrenz: Die fünf Säle im «Houdini» werden nämlich auch unter der Woche schon zur Mittagszeit bespielt. Gross sind die neuen Säle nicht, aber grosszügig bestuhlt, und beim Blick in die Höhe wirkt die mehrstöckige Bar im Entree trotz Sichtbeton fast unzürcherisch protzig (Architektur: Staufer und Hasler, Frauenfeld). Doch der Prunk ist aus profanen Materialien gefertigt, wie man sie in jedem Haushalt findet: Die fünfzehn riesigen Lichtsäulen, die im Raum hängen, bestehen aus je 256 Duralex-Gläsern. Hochgerechnet heisst das: Im «Houdini» hängen 3840 Trinkgläser allein zur Beleuchtung in der Luft – ein Spezialeffekt, wie er eines Lichtspielhauses durchaus würdig ist.

www.kinohoudini.ch