Kino-Film «Beyto»: Foodsaver liebt Schwimmer

Nr. 44 –

Mann, sind die knusprig! Wie schon in Marcel Gislers «Mario» (2018) verlieben sich auch in «Beyto» zwei Sportler, aber statt Fussballer sind es hier Schwimmer. Als wär das ein Kniff von Regisseurin Gitta Gsell, können Beyto (Burak Ates) und sein Trainer Mike (Dimitri Stapfer) so ständig ihre Luxuskörper herzeigen. Gleich zu Beginn stürmt Mike oben ohne aus der Garderobe, um Rüebli aufzuräumen.

Auch abgesehen von Sixpacks und Gemüse kommt in «Beyto», der dem Roman «Hochzeitsflug» des früheren WOZ-Kolumnisten Yusuf Yesilöz folgt, einiges zusammen. Nämlich: ein Schwimmer aus der türkischen Community, sein Trainer aus der Foodsaving-Szene, ein paar toxische Nebenfiguren, zwei starke Frauen und eine arrangierte Ehe in der Türkei. Nachdem sich Beyto in Mike verliebt und bei seinen Eltern geoutet hat, fädeln diese eine Ehe mit seiner Kindheitsfreundin Seher (stark: Ecem Aydin) ein. Dafür reist die Kleinfamilie in die Heimat der Eltern. Dort ist Beyto der Dorfliebling: glänzende Noten, hohe Erwartungen. Statt den Dönerladen der Eltern soll er dereinst eine Informatikfirma führen. Doch als Beyto die arrangierte Ehe dämmert, fällt er in ein Loch: Wie soll er seiner Zukünftigen vermitteln, dass er Mike liebt? Und wie können Mike, Seher und Beyto die Heterofassade erhalten und selbst glücklich werden?

Der Film beantwortet ausnahmslos alle Fragen. Dabei verliert Regisseurin Gsell keine Zeit und erzählt die Geschichte so spritzig, wie es zum Leitmotiv Wasser passt. Leider vermisst man dabei etwas die Tiefe. Auch im Soundtrack: Imprägnierte Streicher und Keyboardgeklimper geben ständig Gefühlsanweisungen. Dennoch kann man «Beyto» mögen: nur schon wegen der Hommage an «My Beautiful Laundrette» von Stephen Frears (1985) und dessen Nackenschlecker-Szene, aber auch wegen seiner liebenswerten Nebenfiguren wie Beytos herrlich trockenem Homie (Zeki Bulgurcu) oder der Dialoge. Selten hat man Figuren im Schweizer Spielfilm so authentisch Dialekt schwätzen hören – und sie tun das auch noch im Wechsel mit Türkisch.

Ab 29. Oktober 2020 im Kino.

Beyto. Regie und Drehbuch: Gitta Gsell. Schweiz 2020