Durch den Monat mit Azem Maksutaj (Teil 4): Sind Sie ein Promi?

Nr. 8 –

Azem Maksutaj: «Ich habe sehr hart gearbeitet, da darf ich den Ruhm auch ein ­wenig geniessen.»

WOZ: Azem Maksutaj, diese Woche startet «Being Azem» in den Schweizer Kinos, der Dokumentarfilm über Sie. Wie gross ist der Rummel?
Azem Maksutaj: Es ist derzeit sehr hektisch. Pressetermine, Premieren – ich komme kaum zur Ruhe. Es ist ein bisschen vergleichbar mit dem, was vor einem grossen Kampf abläuft. Ich war ja immer mein eigener Manager und Promoter, daher kenne ich das nur zu gut.

Aber ist es doch mehr als sonst?
Ein bisschen, sicher. Früher war es «10 vor 10» und heute bin ich eben bei Aeschbacher. Und beim «Samschtig-Jass».

Wie bitte?
Doch, doch. DJ Bobo und ich beim Differenzler diesen Samstag. Das wird sicher lustig. Ich habe üben müssen, damit ich mich nicht blamiere. Sonst stehe ich da wie der Albaner, der nur eingeladen wird, weil er jetzt ein Promi ist.

Sind Sie denn ein Promi?
Ich denke schon. (schmunzelt) Bisher war ich nicht so bekannt. In der Schweiz, zumindest. Aber im Kosovo bin ich einer der bekanntesten Sportler überhaupt. Und in Japan, wo die K-1-Liga extrem populär ist, kennt man mich auch. Ich hoffe jedenfalls, dass der Film noch dazu beiträgt. Für den Kampfsport generell wie auch für mich selber. Ich habe sehr lange und sehr hart gearbeitet, da darf ich den Ruhm auch ein wenig geniessen.

«Being Azem» ist ein sehr persönliches Dokument. Gerade in der Phase vor dem grossen Kampf in Las Vegas ging es Ihnen nicht besonders gut. Wie ist das für Sie, wenn das nun einem öffentlichen Publikum gezeigt wird?
Das gehört eben dazu. Es ist ja kein Spielfilm. Die beiden Filmemacher, Tomislav Mestrovic und Nicolo Settegrana, sind ja keine völlig distanzierten Produzenten, die mit mir nichts zu tun haben. Das sind echte Freunde geworden während der Zeit, in der wir zusammengearbeitet haben. Das merkt man dem Film auch an: Ich bin, wie ich bin. Und das haben die beiden sehr genau festgehalten. Ich hoffe sehr, dass der Film für die beiden ein Sprungbrett ist. Vielleicht landen sie einmal in Hollywood. Ich würde es ihnen gönnen.

Wie ist das für Ihre Frau Njomza? Im Unterschied zu Ihnen steht sie als Private Bankerin nicht im Licht der Öffentlichkeit ...
Es stört sie ein wenig. Sie wusste zwar, auf was sie sich mit mir einlässt. Aber es geht ihr schon näher als mir, wenn Kritik kommt, gerade bei so beliebigen Dingen wie einem Kommentar auf YouTube. Und sie wäre lieber in der Öffentlichkeit wegen etwas, das sie selber getan hat. Sie ist ja kein Püppchen.

Und die Privatsphäre? Der Film geht sehr nahe an Sie beide ran als Paar, erzählt die Geschichte, wie Sie zusammenkamen, filmt Sie bei innigen Küssen unter einem Wasserfall in Thailand ...
Das ist für mich die wichtigste Geschichte des Films. Es gibt eine Szene, wo ich erzähle, ich hätte keine Millionen mit dem Kampfsport verdient. Njomza sei meine Million. Das ist auch so: Sie hat sehr viel mit mir durchgemacht, und dafür bin ich ihr ewig dankbar. Wenn ich mir überlege, was wäre, wenn ich 1998 die Einladung von Andy Hug nach Japan angenommen hätte ... Vielleicht wäre ich heute ein Weltstar und Millionär. Aber ich hätte Njomza nicht kennengelernt. Wir hätten nicht geheiratet, hätten unseren Sohn Leandro nicht. Und beides würde ich für kein Geld der Welt hergeben.

Gibt es Dinge, die im Film nicht auftauchen?
Wir konnten einige Kampfszenen nicht in den Film aufnehmen, weil schlicht das Geld fehlte. Den Kampf gegen Ruslan Karaev, zum Beispiel, obwohl das der Moment war, der die beiden Macher auf mich aufmerksam gemacht hat. Aber die K-1 ist knallhart, was die Lizenzgebühren betrifft. Und die Geschichte mit meiner Mutter ...

Sie starb nach den Dreharbeiten an Krebs.
Während wir den Film drehten, lag sie im Spital. Sie wollte nicht gefilmt werden, was ich gut verstehen kann. Aber das war ein weiterer Grund für die Last, die vor dem grossen Kampf auf mir lag. Vielleicht ist es ganz gut so, dass es ausgeklammert wird. Der Film ist so schon genug traurig.

Wie geht der Film aus?
(lacht) Das erzähle ich natürlich nicht. Die Leute sollen sich den Film anschauen.

Azem Maksutaj gilt als der erfolgreichste Schweizer Kickboxer. Nachtrag: Ende Februar 2010 kam der biografische Dokumentarfilm «Being Azem», eine Koproduktion von Pi-Filme, Schweizer Fernsehen und Teleclub, in die Schweizer Kinos. www.beingazem.ch