Delta Security: Prügler mit Halstuch

Nr. 13 –

Ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma prahlt, wie er Fussballfans verdrischt. Das wirft Fragen auf.


Sie sind schwarz gekleidet, tragen Schutzpanzer, Helme, Schlagstöcke und Pfefferspray. Wenn es im Stadion knallt, sind sie sofort zur Stelle: die Eingreiftruppe der Thurgauer Sicherheitsfirma Delta Security, in mehreren Schweizer Stadien für die Sicherheit zuständig. In Fankreisen haben die Deltas einen zweifelhaften Ruf: «Schlägertruppe» und «Rambos» nennt man sie. Diese Woche wurde der Eindruck bestätigt. Der «Blick» schrieb über den «gefährlichsten Sicherheitsmann der Schweiz» – einen Delta-Mann, der nach den Auseinandersetzungen zwischen Basler Fans und Sicherheitskräften vom 21. März in St.  Gallen auf Facebook prahlte: «Den Hurensöhnen haben wir es gegeben.» Dann rief er dazu auf, «die Inzuchtbuben vom Rhein» beim nächsten Spiel in Sion gleich nochmals zu «ficken». Auf seinem Facebook-Profil bezeichnet er sich als «gepflegt arrogant», eine Anspielung auf eine gleichnamige Hooligan-Website.

«Energische Deltas»

Vor zwei Wochen versuchten Basler Anhänger in St. Gallen Feuerwerk ins Stadion zu schmuggeln. Zehn Personen wurden verhaftet. Dabei kam es zu einer Schlägerei zwischen Fans und Securitas-Mitarbeitern. Dann griffen die Deltas ein. Die Basler beklagten sich später über die Brutalität der Deltas. Laut Fanarbeit-Basel gab es mehrere Verletzte. Handy- und Videoaufnahmen von Basler ZuschauerInnen wurden gelöscht.

Thomas Hansjakob, Erster Staatsanwalt in St. Gallen, äusserte sich daraufhin in der WOZ Nr. 12/10 zu den Ausschreitungen und seiner Erfindung: den Schnellverfahren gegen Hooligans. Wirft die Tatsache, dass sich jetzt ein Delta-Mann im Internet rühmt, Basler verdroschen zu haben, ein neues Licht auf die Vorfälle in St. Gallen? «Es ist zwar ein offenes Geheimnis, dass die Deltas relativ energisch eingreifen», sagt Hansjakob. Allerdings sei es in St. Gallen nicht um die Deltas, sondern um die Securitas gegangen. «Die Deltas griffen erst ein, als die Securitas-Leute schon angegriffen worden waren.»

Vermummung als Schutz

Dennoch stellen sich nach den neuen Erkenntnissen über den Prügel-Delta Fragen zur Rolle privater Sicherheitsfirmen: Welche Kompetenzen haben sie? Sind sie – wie gesetzlich vorgeschrieben – klar von der Polizei zu unterscheiden? Und: Warum treten sie vermummt auf? Beim besagten Spiel trugen laut verschiedenen Quellen mehrere Delta-Mitarbeiter Sturmhauben und schwarze Tücher im Gesicht. Nicht zum ersten Mal – und dies obwohl in St. Gallen ein Vermummungsverbot gilt; der Verstoss dagegen ist ein Offizialdelikt. Staatsanwalt Hansjakob wehrt ab. Es gehe nicht um den Wortlaut, sondern um Sinn und Zweck des Gesetzes. Und dieses ziele auf Leute, die sich vermummten, um unerkannt zu randalieren. Er hat Verständnis für die Deltas. «Einige Ultras versuchen mit zerbrochenen Plastikfahnenstangen in den vom Helmvisier ungeschützten Halsbereich zu stechen. Da kann ich verstehen, dass sich die Deltas mit einem Tuch um den Hals schützen wollen.»

Die Delta Security war bis zum Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme erreichbar.