100 Wörter: Das para-postmodern-dekonstruktivistische Phänomen

Nr. 13 –

Im Institut für freigeistigen Überbau und angewandte Aggro-Physik herrschte grosser Andrang. Die sonst nur sporadisch eintrudelnde Studentenschaft war vollzählig erschienen, um dem Vortrag des berüchtigten Gastredners Professor Zinkweiss zu lauschen. Dieser hatte vor sehr langer Zeit etwas Spektakuläres entdeckt und versuchte seither, jemanden zu finden, der verstand, von was er redete. Bisher erfolglos. Doch war es gerade diese unbegreifliche Verquertheit seines Gedankenkonstrukts, die ihm bei den Studenten das eingebracht hatte, was man in des Professors Jugend einen Kultstatus genannt hatte. Keiner der Studenten plante, einen nützlichen Beitrag zu leisten, aber alle wollten dabei so berühmt und verkannt werden wie Zinkweiss.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held») und lebt in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen.