100 Wörter: Türkisgelbe Melancholie

Nr. 21 –

Die letzten Tage eines im Voraus definierten Zeitabschnitts, wie zum Beispiel eines Aufenthalts in fernen Ländern, bergen immer eine ganz besondere, oft ins türkisgelb neigende, Melancholie. Was vor kurzem noch belebend neue Erfahrungen waren, verwandelt sich jetzt schon in zum letzten Mal gelebte, lieb gewonnene Traditionen. Soll man sich bereits dem Abschiedsschmerz oder doch noch der Daseinsfreude ergeben? Dort locken und schrecken das Wohlbekannte, das Kaum-Überraschende und auch das angenehm Vertraute. Hier sehnt man sich zurück nach Orten, die man noch gar nicht verlassen hat und schwebt darum im Weder-Hier-noch-Jetzt, was kein dauernder, aber ein sehr befruchtender Zustand sein kann.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held») und lebt in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen.