«Junge mit kurzer Hose»: Ab der Mittellinie

Nr. 21 –

Perikles Monioudis rapportiert übers Grosswerden mit Fussball.


Die Ankündigung eines literarischen Bekenntnisses zum Fussball mag heute, da bald jeder Dichter meint, seinen Lieblingsverein bekannt geben zu müssen, skeptisch stimmen. Bei Perikles Monioudis ist diese Liebe echt. Uneuphorisch, als ginge es um die Schilderung einer Krankheit, erzählt der 1966 in Glarus Geborene in «Junge mit kurzer Hose», wie er als Kind im Windschatten des lokalen Helden René Botteron von der weltweit wichtigsten Nebensache befallen wird – und nie mehr loskommt, obwohl ihn selbst mitten im Spiel immer wieder eine mysteriöse Traurigkeit befällt.

«Der Ball hatte mich als Kind an der Mittellinie erreicht»: Ob Monioudis über die plötzliche Einsamkeit auf dem Platz berichtet, die im Spielverlauf sich vertiefende Beziehung zum Gegenspieler reflektiert oder seine Angst beschreibt, angesichts der Extraordinarität eines Tores von Maradona für immer die Freude am Spiel zu verlieren – selten hat man einen Schriftsteller so über Fussball denken gehört. Das einstige Stürmertalent öffnet in 55 je in Anführungszeichen versorgten, wie in ein Diktafon gehauchten Rapporten lakonische Einsichten in die Gefühls- und Gedankenwelt eines Heranwachsenden, für den selbst im Vollzug des Spiels dasselbe noch hinterfragt wird.

Nein, das ist keine Fangeschichte, sondern eine Liebesgeschichte: persönliche Mythologie von einem, der selbst im Mailänder San-Siro-Stadion nie ohne Schreibstift an der heiligen Messe teilnimmt. Verkappt in einer kleinen Fussballnovelle, hat Sportjournalist Monioudis die poetische Miniatur eines Entwicklungsromans notiert, in dem sich der Protagonist je länger, desto mehr mit dem Befund abfindet, ein Intellektueller zu sein, der immer knapp im Abseits steht.

Perikles Monioudis: Junge mit kurzer Hose. Knapp Verlag. Olten 2011. 79 Seiten. Fr. 22.80