6) Inwieweit verstehst Du Dich als Schweizer Künstlerin?

Nr. 42 –



Ich verstehe mich nicht als Künstlerin irgendeiner Nationalität, meine Musik ist fürs weite Universum und ohne Grenzen. Evelinn Trouble

Ich verstehe mich nur bedingt als Schweizer Künstlerin. Klar werde ich von meiner Umgebung beeinflusst, aber in meinen Texten spielt die Schweiz so gut wie keine Rolle. Ich würde mich selber ein bisschen als musikalische Nomadin bezeichnen. Ich tingle gerne von einem Ort zum anderen und lasse mich davon inspirieren. Anna Kaenzig

You know in the production of my last two albums, along the way people have said the following comments: «It sounds too swiss, the musicians are too swiss, (and my personal favorite) I like all the tracks except the ones with the Swiss artists.» Switzerland is full of secret self-haters. It’s just somehow not hip to accept your Swissness. Unless you are someone like Phenomden. Then it is hip. Brandy Butler

Klar sehe ich mich als eine Schweizer Künstlerin. In meinem Pass steht «Bürgerort: Altstätten, SG». Ich bin in der Schweiz geboren und grösstenteils aufgewachsen, kenne diese Kultur besser als alle anderen. Die Schweiz ist und bleibt mein Heimatland. Doch dieser Fakt beeinflusst nicht wirklich mein Dasein als Musikerin oder mein Schaffen, vielleicht mein Verständnis für Musik und wie sie in unseren Breitengraden vermittelt wird. Denn bereits je nachdem, wo man in der Schweiz wohnt, hat man einen völlig anderen Zugang zu der Musik (auf dem Land aufgewachsen, in der Stadt etc). Eine spannende Frage ist auch, was definiert denn eine Schweizer Musikerin genau, ausser ihre Herkunft oder dass sie in der Schweiz lebt? Gibt es denn die unverkennbare, traditionelle Schweizermusik, wie zum Beispiel den Fado in Portugal? Klar, es gibt Stücke auf Mundart, alte Volkslieder, das Jodeln und «Ländlermusik», aber ähnliches gibt es auch in anderen Ländern mit Bergen. Aber gibt es «DIE» Schweizermusik oder «DIE/DER» Schweizermusiker? Ich glaube nicht. Ich persönlich, lasse mich durch alles, was ich höre, inspirieren. Was mir an der Schweizer Musik besonders gefällt, ist das Jodeln. Ich habe durch lustige Umstände damit begonnen während meines Konzertes zu jodeln und habe dies mittlerweile recht fix in mein Programm eingebaut. Die Reaktionen sind verblüffend. Selbst in der Stadt scheint es die Menschen auf eine spezielle Art zu berühren, obwohl sie als Städter eher weniger mit der ursprünglichen Musik der Schweiz in Kontakt kommen. Mich selber berührt es auch sehr. Es sind Klänge, die man in den Bergen hört, was ich ganz klar mit der Schweiz assoziiere. Die immer wieder auftauchende Frage ist die der Sprache, der sich ein/eine Schweizer Musiker/-in bedient. Es gibt meiner Meinung nach die Schweizer Musiker, welche die «Sprachgrenzen» nicht übertreten, d.h zum Beispiel nur auf Mundart schreiben, (dies hat aber zur Folge, dass sie in der Schweiz nicht überall verstanden werden und keine Sprachgrenzen überschreiten können) oder die, welche die Grenzen übertreten und sich nicht auf eine Sprache fixieren, was einem viele Möglichkeiten offen lässt. Ich meine diese Unterscheidung nicht wertend, sondern viel mehr als eine neutrale Beobachtung. Für mich persönlich müssen meine Stücke nicht bedingt Mundart sein, sondern einfach in einer Sprache, die mich als Mensch inspiriert oder berührt, mit der ich etwas «erlebt oder gelebt» habe. Fiona Daniel

Spuren meiner Schweizer Umgebung? Ich finde dies schwer zu beurteilen, weil ja mittendrin sitz. Die Schweiz und im Speziellen Basel, wo ich zuhause bin, ist der Ort an dem ich mich wohl fühle, wo Menschen sind, die ich liebe. Es ist der Ort, wo ich mich Musik machen kann, ich mich entfalten kann und das tun kann was mir gefällt. Das sind die Spuren meiner Umgebung in meiner Musik. Lena Fennell

Ich fühle mich in der Schweiz sehr wohl. Für mich ist aber die Musik eine Möglichkeit, zurück zu meinen Wurzeln zu kehren. Unsere Musik hat wenig direkten Bezug zur Schweiz- ich singe auch immer auf Englisch und lasse meine Vergangenheit in die Texte einfliessen. Meine Eltern haben mich musikalisch sehr geprägt – ihr Haus war immer offen für Musiker, Künstler, Lebenskünstler. Die meiste Zeit wurde Englisch geredet und wir freuten uns immer sehr, nach London zu den Verwandten zu gehen - was wir immer noch jedes Jahr machen. Für mich ist England eigentlich genau so meine Heimat wie die Schweiz. Natasha Waters

Ich schreibe und singe Mundartchansons – da ist der Schweiz-Bezug natürlich gegeben. Meine Inspiration ist der Alltag und ich beobachte gerne Leute: Die Marotten der Schweizer sind also Thema. Allerdings bin ich zur Hälft italienische Seconda und Cantautori wie Conte oder Francesco de Gregori haben meine Musik stark beeinflusst. Lisa Catena

Ich denke Werte wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind durchaus Schweizerisch und mir persönlich nicht unwichtig. Ansonsten kann ich nicht viel dazu sagen. Meine ersten Songs habe ich in den Bergen geschrieben. Pamela Méndez

Insofern dass ich in der Schweiz lebe und arbeite und auch mit Menschen zusammenarbeite, die hier wohnhaft sind. Und mich tragen und leiten lasse, von dem vorhandenen oder nicht vorhandenen Wissen der Schweizer Musikkultur. Daraus resultiert dann für mich Schweizer Musik. Und deshalb bin ich eine Schweizer Künstlerin. Eine Stefanie Heinzmann indes ist zwar auf dem Papier Schweizerin, macht aber für mich keine Schweizer Musik. Weil sie im Ausland arbeitet. Das ist wie wenn man im Laden ein T-Shirt made in China kauft. Was die Schweiz in ihrer musikalischen Identität betrifft, so muss ich sagen, die steht in den Kinderschuhen. Andere Länder, welche eine bodenständige, seit Jahrzehnten geförderte und florierende Musikszene haben, haben auch eine klarere Identität oder sogar mehrere Identitäten. USA, England, Deutschland, auch Frankreich oder Australien. Die sind uns eine ganze Nasenlänge voraus, weil sie ein Stück älter und somit reifer sind. Verena von Horsten

Alle meiner 3 Alben hängen sehr stark davon ab, wo ich sie geschrieben habe. Beim ersten ist die Distanz im Vordergrund, das Hin und Her zwischen der Schweiz und Holland, beim Zweiten das Loslassen vom alten Zuhause (Schweiz) und das Geniessen des Neuen (Holland), beim Dritten das wieder Ankommen, die Erkenntnis, dass Verdrängen keine Form von Verarbeitung ist und dass ich meinen eigenen Weg gehen muss. An anderen Orten fühle mich anders und erlebe anderes, das schlägt sich sowohl auf die Texte als auch auf meine Musik nieder. Schlussendlich sehe ich mich aber vollständig als Schweizer Künstlerin, egal wo ich gerade bin. Heidi Happy

Die Penetranz mit welcher gewisse Kulturförderinsanzen von uns Künstlern Swissness erzwingen wollen, erschwert einem die Auseinandersetzung mit der Schweiz. Die Plakativität jener Swissness finde ich, um es mild auszudrücken, abstossend. Ich habe mehrere Jahre in Norwegen gelebt, bin erst grad im August in die Schweiz zurückgekehrt. Ich habe mich im Norden sehr zu hause gefühlt. Und doch ist mir gerade durch den Abstand zur Schweiz bewusster geworden, dass ich Schweizerin bin. Aber das drückt sich ganz sicher nicht in einem elektronisch verwursteten Alphorn und ein bisschen Neo-Jodel aus. Joana Aderi

Wegen meiner Herkunft und weil ich schon relativ lange im Musikbusiness bin, verstehe ich mich sehr als Schweizer Künstlerin obwohl das natürlich ein Titel ist, den man von den Medien erhält. Ich glaube, meine Musik ist international und grenzenlos aber es freut mich sehr, dass ich als Schweizer Musikerin gelte, denn Spuren meines Landes finden sich in meinen Songs kaum. Annakin