Indonesien, Pakistan: Nespressionen – kein Werbespot
Zuerst ein geharnischter Brief des Europabetriebsrats, dann der Beginn einer breiten Öffentlichkeitskampagne in Pakistan und Ende letzter Woche eine Protestaktion in Polen: Allmählich wächst der Druck auf die Nestlé-Zentrale in Vevey. Vor allem zwei Vorfälle empören immer mehr GewerkschafterInnen: In Indonesien hatte das Management der Nescafé-Fabrik in Panjang nach einem Streik 53 ArbeiterInnen entlassen. Und das, obwohl der Ausstand, der Ende September begonnen hatte, nach wenigen Tagen vorbei war und die Konfliktparteien eine Vereinbarung unterschrieben hatten. In Panjang versucht das Nestlé-Management seit langem, die Gewerkschaft zu zerschlagen. Die Entlassungen betrafen denn auch ausschliesslich GewerkschafterInnen. Unterstützung erhalten die Entlassenen durch die internationale Gewerkschaft der Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen.
Eine ähnliche gewerkschaftsfeindliche Strategie verfolgt der Konzern auch in Pakistan. Dort hat die Werksleitung der Nestlé-Molkerei in Kabirwala während der letzten Monate 250 ArbeiterInnen gefeuert, darunter auch den Vorsitzenden der Betriebsgewerkschaft. Diese hatte sich zunehmend für LeiharbeiterInnen eingesetzt, die auf Tagelohnbasis für Nestlé gearbeitet hatten.
Da in Pakistan laut Gesetz befristete Arbeitsverhältnisse nach neun Monaten in unbefristete umgewandelt werden müssen, hatten Arbeitsgerichte den Klagen der Gewerkschaft recht gegeben. Sie erliessen Verfügungen, die die Geschäftsführung zwangen, die GelegenheitsarbeiterInnen fest anzustellen, und untersagten dem Management jedwede Vergeltungsmassnahme. Trotzdem wurden die meisten entlassen. Es folgten Demonstrationen, die Polizei ging hart gegen die Beschäftigten vor. Ende September wurden achtzig Nestlé-Beschäftigte verhaftet (darunter auch der Gewerkschaftsvorsitzende); Anfang Oktober kamen sie auf Kaution wieder frei. Eine Wiedereinstellung der Beschäftigten lehnt die Werksleitung weiterhin ab. pw