Ecuador: Texacos Abfalldeponie im Regenwald
Der US-Ölkonzern Chevron muss über achtzehn Milliarden US-Dollar Schadenersatz für die Verschmutzung des Gebiets von Lago Agrio im ecuadorianischen Amazonas bezahlen. Anfang Januar bestätigte ein Berufungsgericht in Ecuador ein entsprechendes Urteil vom Februar 2011. Der Fall wurde seit 2003 im Provinzgericht Sucumbíos im Nordosten des Landes verhandelt. Chevron hatte 2001 den Ölkonzern Texaco aufgekauft, der von 1972 bis 1990 die Ölressourcen in Lago Agrio ausgebeutet hat. Dabei hielt sich Texaco nachweislich nicht einmal an die minimalsten Sicherheits- oder Umweltschutzvorschriften und entsorgte über Jahrzehnte die giftigen Abwässer und Abfallprodukte der Ölförderung direkt im Regenwald. Immer wieder sah sich Texaco deshalb mit Klagen und den Vorwürfen konfrontiert, dass die Bevölkerung von Lago Agrio aufgrund der Verschmutzung ihres Lebensraums unter der massiven Zunahme von Fällen von Krebs oder Infektionen aller Art zu leiden hatte.
Anfang der neunziger Jahre zog sich Texaco deshalb aus Ecuador zurück und handelte mit der damaligen Regierung ein Abkommen aus: Der Konzern willigte ein, die Umweltschäden zu beheben. Dafür bekam er die Zusage, für Folgeschäden nicht verantwortlich zu sein. Die Aufräumarbeiten, für die Texaco nur wenige Millionen US-Dollar aufwendete, beschränkten sich in den meisten Fällen darauf, die über 600 Auffangbecken der Ölabfallprodukte mitten im Regenwald mit Erde zuzuschütten. Beim Prozess in Sucumbíos hatten UmweltexpertInnen die Kosten für die Beseitigung der Umweltschäden mit einer Summe zwischen 27 und 113 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Bereits 1993 versuchten die AnwohnerInnen von Lago Agrio, Texaco vor einem US-Gericht zu verklagen, zogen den Fall jedoch zurück, nachdem der Konzern zustimmte, die Gerichtsbarkeit nach Ecuador zu verlegen. 2003 reichten sie erneut Klage ein, diesmal in Sucumbíos. Chevron will das Urteil nun vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag anfechten. sw