Kommentar: Das Rohstoffmonster aus dem Kanton Zug

Nr. 6 –

Da heiratet eine Tante ihre Nichte, um die Macht des Imperiums zu stärken – Glencore und Xstrata wollen sich zur Glencore Xstrata International vereinigen. Beide gingen aus dem Unternehmen des Rohstoffhändlers Marc Rich hervor, der sich vor vierzig Jahren auf der Flucht vor den US-amerikanischen Steuerbehörden in Zug niedergelassen hatte. Glencore wie Xstrata haben ihren Hauptsitz immer noch im Kanton Zug, dort lassen sich gäbig Steuern «optimieren».

Politisch Interessierte tun gut daran, sich einiges über Glencore/Xstrata zu merken: Zusammen werden sie – umsatzmässig betrachtet – zum grössten Unternehmen Europas und zum grössten Rohstoffunternehmen der Welt. Im Jahr 2010 wiesen die beiden zusammen einen Umsatz von 175 Milliarden US-Dollar aus, im laufenden dürften es an die 210 Milliarden werden. Verglichen mit dem Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP) von umgerechnet rund 500 Milliarden Dollar eine mächtige Summe. Das BIP steht für alle Güter und Dienstleistungen, die die in der Schweiz lebenden Menschen in einem Jahr bereitstellen.

Glencore/Xstrata wird also halb so stark wie alle Schweizer Werktätigen zusammen. Nestlé bringt es auf einen Umsatz von gut hundert Milliarden Dollar, die UBS, Credit Suisse und Novartis auf je rund fünfzig Milliarden – zusammen schaffen sie also auch die Hälfte des BIP. Allein die Potenz dieser Konzerne muss uns das Fürchten lehren.

Von Nestlé und den Banken weiss man, womit sie ihr Geld verdienen. Von Glencore und Xstrata weiss man indes wenig. Vor zehn Jahren erst wurde Xstrata von Glencore abgespalten. Glencore, die Ältere, gilt als aggressiver, verschwiegener, übler. Sie betreibt weltweit Minen und handelt auch mit Weizen. Ihr werden Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung und Steuermanipulationen vorgeworfen. Xstrata unterhält ebenfalls viele Minen, gilt aber laut Erklärung von Bern als etwas anständiger, bemüht sich um ein grünes Image, baut allerdings gleichzeitig im grossen Stil Kohle ab. Zusammen beschäftigen sie weltweit 120 000 Angestellte, das sind mehr Menschen, als im Kanton Zug leben.

Noch müssen AktionärInnen und Kartellbehörden den Deal absegnen.