Und Ausserdem : Mehr Ferien für den Frühjahrsputz

Nr. 6 –

Kürzlich machte Radio DRS eine Strassenumfrage zur Initiative «6 Wochen Ferien für alle» – vor einem Reisebüro. Ein naheliegender Ort. Aber brauchen wir mehr Ferien wirklich, um noch mehr um die Welt zu rasen?

Die Diskussionen über die Ferieninitiative zeigen, dass Arbeit immer noch mit Erwerbsarbeit gleichgesetzt wird: Was nicht Erwerbsarbeit ist, muss wohl Freizeit sein. Eigentlich erstaunlich, denn jede Person, die einen Haushalt (mit-)führt, macht eine andere Erfahrung: Es sind nicht nur die hohe Arbeitsintensität und die knappe Erholungszeit, die das Leben in der Schweiz so stressig machen, es ist genauso die fehlende Zeit für Hausarbeit und die Betreuung anderer Menschen – für sogenannte Care-Arbeit.

Hierzulande drückt die Zeitnot besonders stark, weil die Wochenarbeitszeit sehr hoch ist, während es gleichzeitig in kaum einem Land Europas so wenig Ferien- und Feiertage gibt. Verschärft wird das Ganze durch den Mangel an Krippenplätzen. Das alles hat Einfluss auf die Biografien, vor allem von Frauen mit Kindern: Statt dass sich beide Elternteile im Beruf verwirklichen, steckt immer noch in den meisten Fällen die Mutter zurück. Die Politikwissenschaftlerin Sarah Schilliger nennt dieses Modell «Eineinhalb-Einkommen-Familie».

Das wohl beste Instrument, um die Zeitnot zu lindern und die unbezahlte Arbeit fairer auf die Geschlechter zu verteilen, wären kürzere Wochenarbeitszeiten. Denn die Kinderbetreuung muss jede Woche organisiert werden, da nützen mehr Ferien nicht viel. Trotzdem sind sie zu begrüssen: damit frau keine Hemmungen haben muss, vom vollbeschäftigten Partner eine Beteiligung am Frühjahrsputz einzufordern. Und damit eine Woche Ferien mit dem Göttikind drinliegt – und dann noch eine Woche zur Erholung. Care-Arbeit dürfe nicht als «Frauenproblem» abgewertet werden, so Schilliger: «Denn die kollektive Betroffenheit durch Zeitnot, Stress und Unvereinbarkeit verschiedener Lebensbereiche ist enorm – nicht nur auf Seiten der Frauen.»