Kalorienvernichtung: Kraftfutter auf den Teller!
Sogar die Kühe schauten besonders stolz. Sie standen im Auslauf hinter dem Rednerpult und schienen ganz genau zu wissen, dass es um sie ging. Zwischen den Ställen des Gutsbetriebs Rheinau ZH stellte das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) letzte Woche die Ergebnisse des Forschungsprojekts «Feed no Food» (Füttere kein Essen) vor.
Auf über siebzig Höfen reduzierten BiobäuerInnen das Kraftfutter für ihre Milchkühe, zum Teil bis auf null. Das Fazit: Es geht gut, sehr gut sogar. Christophe Notz, Tierarzt am FiBL, sagt: «Die Kühe kompensierten, indem sie weniger Milch gaben. Sie magerten nicht ab, die Milchqualität blieb gleich, die Gesundheit verbesserte sich sogar.»
Der Einsatz von Kraftfutter vernichtet Kalorien: Mit 700 Gramm Getreide und Soja gibt eine Kuh etwa einen halben Liter zusätzliche Milch. Würden wir das Futter selber essen, reichte es den ganzen Tag. Das gesamte Kraftfutter, das Schweizer Kühe, Hühner und Schweine fressen – mehr als die Hälfte wird importiert –, könnte sieben Millionen Menschen ernähren.
Es ist leicht, auf die BäuerInnen zu zeigen, die diese Kalorienvernichtung mitmachen. Aber wer hats erfunden? Es waren staatliche Forschungsanstalten, die Hochleistungskühe propagierten. Es ist die Futtermittelindustrie, die den BäuerInnen Angst macht, ohne Kraftfutter würden ihre Kühe krank. Es sind die landwirtschaftlichen Schulen, an denen bis heute gelehrt wird, ohne Kraftfutter entwickelten sich die Kälbermägen schlecht. Es sind all jene, die glauben, es brauche jeden Tag Fleisch auf dem Tisch.
Die Milchleistung der Kühe im FiBL-Versuch sank um sechs bis fünfzehn Prozent. Da liegt es nahe, weiterzudenken: Wenn das alle Schweizer MilchbäuerInnen so machen würden, gäbe es kaum noch Überschüsse. Der Butterberg würde dahinschmelzen, der Produzentenpreis steigen, die Abhängigkeit von Futterimporten abnehmen. Doch die Milchindustrie profitiert vom heutigen Überschuss und seinen tiefen Preisen. Und ein Teil der BäuerInnen macht bereitwillig mit bei der Überproduktion. Um das zu ändern, braucht es die Politik – und wache KonsumentInnen.