Schweinemast: Soja zur Sau machen

Nr. 35 –

Den Schweizer SchweinemästerInnen geht es schlecht. Zu viel Fleisch ist auf dem Markt, die Preise sind tief, und jetzt wird wegen der Dürre in den USA auch noch das Futter dramatisch teurer. Ulrico Feitknecht, Präsident des Branchenverbands Suisseporcs, fordert deshalb, dass der Bund den Sojaimport mit fünfzig bis siebzig Millionen Franken verbilligt.

Während Jahrtausenden war das Schwein ein Resteverwerter. Es wühlte in abgeernteten Feldern nach Maden, frass Eicheln, Kartoffelschalen und Angegammeltes. Im 20. Jahrhundert bekam es Gastro- und Schlachtabfälle in den Trog – also immer noch Reste. Doch die Verfütterung von Tiermehl ist wegen BSE verboten. Dabei schadet dem Schwein (im Gegensatz zum Rind) Fleisch nicht, vorausgesetzt, es ist keines der eigenen Art. Inzwischen sind aus Hygienegründen auch Gastroabfälle verboten. Also fressen die Schweine Getreide und Soja.

Für diese Entwicklung können die SchweinefleischproduzentInnen nichts. Dass eine Branche in Schwierigkeiten nach Unterstützung des Bundes ruft, ist üblich und verständlich – Banken und Fluggesellschaften machen es nicht anders. Trotzdem stellt sich, genau wie bei Banken und Fluggesellschaften, die Frage, ob die Unterstützung sinnvoll ist.

Sie ist es nicht. Die heutige Schweinezucht ist die reine Kalorienvernichtung – das Futter könnte viel mehr Menschen ernähren als das Fleisch, das daraus wird. Das Soja stammt zu einem grossen Teil aus Südamerika. Dort müssen Wälder den Monokulturen weichen, vertriebene KleinbäuerInnen werden von Sprühflugzeugen mit Insektiziden vergiftet, und die Sojabarone putschen wie in Paraguay auch mal eine Regierung weg, die ihnen nicht in den Kram passt. Die sozialen und ökologischen Kosten dieser Art von Fleischproduktion sind einfach zu hoch.

Doch den Weg zu einer weltfreundlicheren Landwirtschaft können die ProduzentInnen nicht alleine meistern. Die KonsumentInnen müssen mitmachen und weniger Fleisch essen. Sonst führt das Schrumpfen der Schweizer Schweinezuchtbranche bloss dazu, dass mehr Fleisch importiert wird. Von Schweinen, die unter deutlich schlechteren Bedingungen gelebt haben als jene in der Schweiz.