Buch und CD: Soulfood und Slowfood
Soulfood ist das Slangwort für die schwarze Küche des US-amerikanischen Südens, für Essen, das nicht nur dem Magen guttut, sondern auch Balsam für die Seele ist – Seelennahrung eben.
Diesen Gerichten widmet sich nun ein Kochbuch, das Kulinarisches mit Musikalischem verbindet. Neben Dutzenden von Kochrezepten gibt es dazu eine CD, auf der Soulsänger, Rhythm-’n’-Blues-Musikerinnen und Hip-Hopper von Bo Diddley über Rufus Thomas bis zu Goodie Mob in achtzehn Songs die schwarze Küche rühmen. Soulfood und Soulmusik – welch eine Kombination!
Soulfood ist nicht gerade das, was die Ernährungsberaterin empfiehlt. Gerichte wie gegrillte Schweinerippchen, Kohlgemüse mit Schweinenacken oder Hähnchen mit Honig-Senf-Kruste scheren sich wenig um Kalorien oder Cholesterin – im Gegenteil: «Je fetter, desto besser.» Seit fünfzehn Jahren sammelt der Münchner Spitzenkoch und Soulmusik-DJ Sven Christ sowohl Rezepte schwarzer Hausmannskost als auch alte Soulplatten. Dafür war er etliche Male in den USA unterwegs, hat Schallplattenläden nach gebrauchtem Vinyl durchkämmt und bei den Leuten, wo er unterkam, nach alten Familienrezepten gefragt.
Als Küche der AfroamerikanerInnen war Soulfood ursprünglich ein Arme-Leute-Essen. Sein Merkmal: der äusserst kreative Umgang mit dem Wenigen, was es gab. «Das Wichtigste in der Soulfoodküche ist der unbedingte Wille, sich selbst etwas zu gönnen in einer Welt, in der so etwas wie Luxus nicht vorkommt», schreibt Christ.
Dazu kommt: Soulfood ist kein Fastfood – im Gegenteil. Zum Soulfoodkochen braucht man Zeit. Auch darin spiegelte sich die soziale Situation der schwarzen Bevölkerung: Zeit war üppiger vorhanden als Geld. «Papa Joe’s Ochsenschwanz-Eintopf» muss mindestens drei Stunden weichköcheln. Und weil Soulfood schon immer Slowfood war, steht die Arme-Leute-Küche nun plötzlich auch für die kulinarische Avantgarde.
Sven Christ: Soulfood. Food & Music – Fat & Yummy!. Kochbuch. Trikont. München. 156 Seiten mit 68 Rezepten & CD mit 18 Tracks. 25 Franken