«Paradies: Hoffnung»: Der Arzt und das Mädchen

Nr. 25 –

Eine Wiederbegegnung mit zwei alten Bekannten, einer Location und einem wichtigen Requisit – das bietet «Paradies: Hoffung» all jenen, die die Vorgängerfilme «Paradies: Liebe» und «Paradies: Glaube» gesehen haben. Zu Beginn von «Paradies: Liebe» übergab die zukünftige Sextouristin Teresa ihre Tochter Melanie der Schwester Anna Maria in jener blitzblank gescheuerten Wohnung, die in «Paradies: Glaube» Hauptschauplatz von Anna Marias katholischem Höllentrip und Religionskrieg war. Nun sieht man in einer der ersten Szenen von «Paradies: Hoffnung» Anna Maria mit Nichte Melanie in den bekannten, mit «RadioMaria.at» beschrifteten Kombi steigen. Hatte er ihr in «Paradies: Glaube» die Missionstätigkeit mit der «Wandermuttergottes» erleichtert, fährt sie nun die übergewichtige Melanie in ein Diätcamp ausserhalb von Wien.

Dort fängt die letzte Geschichte jenes Projekts an, das Ulrich Seidl ursprünglich als sechsstündigen, integralen Film über drei einsame, mit ihrem Körper – und ihrer Körperlichkeit – hadernde Frauen konzipiert hatte. Erst spät und nach zahlreichen Schnittversuchen beschloss Seidl zusammen mit seiner Partnerin und Koautorin Veronika Franz und seinem Cutter, dem Berner Christof Schertenleib, drei einzelne Filme zu gestalten. Locker miteinander verbunden, aber doch jeder für sich alleine.

Im Unterschied zu den ersten zwei Teilen ist das Sujet des Filmplakats von «Paradies: Hoffnung» nicht statisch und zeigt auch keine Rückenansicht, sondern zwei sich anblickende Menschen, was etwas wie eine Beziehung suggeriert. Doch diese ist eine der unmöglichen Art. Denn Melanie (stark: die dreizehnjährige Melanie Lenz) und der Arzt und Diätcampleiter (der fünfzigjährige Burgtheater-Schauspieler Joseph Lorenz) dürfen nicht zusammenkommen. Und so zeigt auch dieser Film trotz einiger zärtlicher Momente wieder alle Arten von Abgründen und lotet die Einsamkeit von Menschen aus, die im Leben vor allem etwas haben: Pech. So ist das bei Seidl.

Paradies: Hoffnung. Regie: Ulrich Seidl. Österreich, Deutschland, Frankreich 2012