Südafrika: Massaker ohne Schuldige
Ein Jahr nach dem Polizeimassaker an streikenden Minenarbeitern im südafrikanischen Marikana zeigt sich, dass die Behörden keine Lehren daraus ziehen wollen. Zu dieser Einschätzung kommt das südafrikanische Institut für Sicherheitsstudien (ISS). Es kritisiert unter anderem, dass die Polizeibehörde weder in Sachen Polizeiausbildung noch an den Richtlinien für Einsätze etwas geändert habe. Den Grund ortet das ISS darin, dass die Polizeiführung davon ausgehe, dass sie am Tod der 34 Minenarbeiter unschuldig ist. Der Polizeieinsatz sei ein Akt der Selbstverteidigung gewesen.
Am 16. August 2012 löste eine Polizeieinheit eine Versammlung von Streikenden in Marikana gewaltsam auf. Dabei wurde an einem ersten Ort während rund zehn Sekunden aus automatischen Gewehren auf die Streikenden geschossen, möglicherweise nachdem aufseiten der Streikenden jemand einen Schuss abgefeuert hatte. Wenig später wurden einige Hundert Meter entfernt erneut Streikende erschossen und weitere mit Polizeifahrzeugen überfahren. Insgesamt starben 34 Arbeiter, Dutzende weitere wurden verletzt. Zeugen sind gemäss ISS eingeschüchtert und gefoltert worden. Zwar gibt es eine Kommission, die sich mit der Aufarbeitung der Vorfälle befasst, doch bislang wurde kein einziger beteiligter Polizist befragt. Die Ergebnisse einer internen Untersuchung bleiben weiterhin unter Verschluss.