«Müller und die Schweinerei»: Tierisch
Kommissär-Hunkeler-Autor Hansjörg Schneider erwächst Konkurrenz aus Basel. Das heisst, eigentlich hat es der Wahlbasler Raphael Zehnder, freier WOZ-Mitarbeiter, mit Zürich. Dort, im Langstrassenquartier, lebt sein Kommissar Benedikt Müller (45), Abteilung Gewaltverbrechen. Müller ist ein sympathischer Kerl. Er hat einen Hang zum Philosophischen (Diodoros) und ein Schusswaffentrauma. Müller mag Menschen und hätte gerne eine Freundin. Aber er ist «kein Tierfreund», so der Autor. Doch das ändert sich jetzt.
«Müller und die Schweinerei» führt in den Aargau, wo der Autor und sein Kommissar herkommen. Auf einem Biobauernhof im Bezirk Bremgarten sterben 39 glückliche Schweine. Sie haben die Küchenabfälle eines hippen Restaurants im Kreis 5 gefressen und wurden abgeknallt. Die Spuren – das ist ganz Zehnder, der das lokale Verbrechen gerne in den globalen Zusammenhang stellt – führen nach New York zur Agentur eines Musikstars, dann wieder zurück in die Schweiz zu einem süchtigen Musikkritiker und verlieren sich in der internationalen Geldwäscherei. Am Ende ist der Fall natürlich gelöst. Aber wer die eigentliche Schuld am qualvollen Ableben der Ringelschwänzchen hat, ist gar nicht so klar.
Zehnders zweiter Krimi, «Müller und die Schweinerei», ist unterhaltsam wie sein Erstling (siehe WOZ Nr. 44/2012, «Der gute Kommissar aus Wiedikon»), aber nicht mehr so selbstverliebt, souveräner im Storytelling, ferner angereichert mit Weisheiten zum Thema «Artgerechte Tierhaltung» und «Rollschinken als Kunstobjekte». Wie Zehnder schreibt, ist letztlich Geschmackssache.
Raphael Zehnder: Müller und die Schweinerei. EmonsVerlag. Köln 2013. 223 Seiten. Fr. 14.90