«The Electric Lady» von Janelle Monáe: Königin auf Zeitreise

Nr. 42 –

Arsch oder Hintern? Ist das die Frage, wenns um Janelle Monáe geht? «Ärsche lügen einfach nie» – so betitelt die «taz» ihre hymnische Rezension des neuen Albums «The Electric Lady». «Der Hintern lügt nie» – diese Überschrift wählt die «Süddeutsche Zeitung». Beide AutorInnen spielen auf «The booty don’t lie» an, die Konsenszeile aus «Q.U.E.E.N.S.», Monáes königlichem Duett mit der königinnengleichen Erykah Badu. Dass der «booty» immer die Wahrheit sagt, ist eine der wenigen gesicherten Erkenntnisse dieses Songs, der in Wahrheit ein Triptychon ist: Teil eins: packender Funkgroove, la Monáe solo. Teil zwei: Ankunft la Badu, der Beat setzt aus. Teil drei: Finale furioso nebst Rap.

In dieser Selbstermächtigungsrede versichern sich die beiden Frauen im Fragemodus ihrer Autonomie. Man nimmt ihnen gern ab, dass sie jedes Label unterlaufen würden, sollte jemand versuchen, sie zu kategorisieren. Da aber immer irgendwer anfängt mit dem Kategorisieren, wurde «Q.U.E.E.N.S.» bereits als Gayhymne gefeiert. Monáe hat weder bestätigt noch dementiert – sie verliebe sich nur in Androiden, liess sie wissen. «The Arch Android» ist der Titel des Debütalbums der 27-Jährigen aus Kansas City, das vor drei Jahren erschien. «The Electric Lady» heisst der Nachfolger, vor anspruchsvollen Selbstkategorisierungen schreckt die Monáe also nicht zurück. «Electric Ladyland» war 1968 schliesslich ein Meisterstück von Jimi Hendrix. Dessen Stellvertreter auf Erden, Prince, gastiert hier als helfender Edelfan, souverän schlüpft Monáe dabei in die Stimmhülle des jungen Michael Jackson, reitet auf einem Stevie-Wonder-Groove aus den siebziger Jahren und tiriliert sich in die Höhe wie einst Whitney Houston. «Eine Zeitreise durch alle revolutionären Stadien der Great Black Music», jubelt die «taz». «The Electric Lady» hat aber auch was von: «Rasant durch acht Jahrzehnte in 67 Minuten».

Janelle Monáe: The Electric Lady. Bad Boy Records