Wichtig zu wissen: Brüder im Geiste

Nr. 50 –

Ruedi Widmer rehabilitiert mutige Einzelkämpfer.

Hans Fehr, einfacher Reallehrer und Nationalrat aus dem zürcherischen Eglisau, ist ein Held, und seine Menschlichkeit kann sogar, auch wenn es vielen LeserInnen dieser Zeitung missfällt, mit der von Paul Grüninger oder Nelson Mandela verglichen werden. Eine von der Abschiebung in eine ungewisse Zukunft bedrohte Frau hat er freundschaftlich in seinen Haushalt aufgenommen und ihr sogar eine berufliche Perspektive geboten. Er hat sich tapfer den BürokratInnen widersetzt, denen es vornehmlich um Geld (AHV-Abgaben) und nicht um den Menschen geht. Er hat bezüglich dieser Geschichte gesagt, das Problem sei nicht der Einzelfall, sondern die Masse. Die Masse des orchestriert empörten Mainstreams, die den Einzelfall, Hans Fehr aus dem zürcherischen Eglisau, nun verhöhnt und verspottet.

Im Südafrika der sechziger und siebziger Jahre hat man den Schwarzenbefreier Nelson Mandela in der Art abgelehnt, wie man jetzt Hans Fehr in der Schweiz ablehnt. Innert weniger Jahre können Menschen vom Saulus zum Paulus werden, und im Rückblick ist die frühere Sicht auf einen Menschen völlig unverständlich. Hans Fehr wurde einst gepeinigt von AusländerInnen, hinter denen er an der Coop-Kasse warten musste, von Asylsuchenden, die seine Schweiz durch ihre Hautfarbe oder Sprache missbrauchten. Die grosse Geste, die Fehr dann gemacht hat, kürt ihn zum grossen Menschen: Er hat sich versöhnt mit seinen früheren PeinigerInnen, den AusländerInnen. Eine davon, eine serbische Frau, durfte bei ihm putzen. Er hat sich über seine früheren Vorurteile hinweggesetzt und in sein Herz gelauscht, das wohl schon immer gross war. Der Öffentlichkeit muss man noch etwas Zeit geben: Sie versteht die Geste noch nicht, muss zuerst lernen, von ihrem intoleranten Denken wegzukommen.

Christoph Blocher, früher Präsident der Gesellschaft Schweiz-Südafrika, wies darauf hin, dass Nelson Mandela überschätzt werde. Das klingt hart, und Blocher sagt oft grobe Dinge, die auch verletzen können, aber im Kern ist es richtig. Mandela hätte kaum aus freien Stücken für Hans Fehr geputzt, so wie dies die serbische Putzfrau aus Eglisau tat. Erst so entstehen Brücken zwischen Kulturen, die wirklich halten. Was mit dem ANC geschieht, wenn die Mandela-Trauerfeiern fertig sind, wird sich weisen. Die Zeichen stehen nicht gut für Mandelas Partei. Die SVP hingegen wird zweifelsohne weiterbestehen, selbst wenn Hans Fehr einmal nicht mehr sein sollte.

Auch Bischof Vitus Huonder geht auf seine Gegner zu, indem er ihnen eine Perspektive bietet. Sie müssen nur ihre ausserkirchliche Homoerotik lassen, dann sind sie wieder integriert in der Gesellschaft. Stattdessen bläst Huonder ein eisiger Wind entgegen, die Menschen entfernen sich von ihm, statt dass sie auf ihn zuströmen. Was viele nicht wahrhaben wollen, sei es aus Gottlosigkeit oder geistiger Unreife: Gerade die katholische Kirche bietet Schwulen Schutz, denn in den eigenen Gemäuern ist das Thema tabu. Die Tabuisierung ermöglicht es den homosexuellen Gefühlen, ungestört unter wallenden Gewändern zu gedeihen, ohne dass sie von weltlichen Erwartungen gestört werden.

Ruedi Widmer ist Karikaturist und 
designierter Präsident der Hans-Fehr-Stiftung für asylantisches Putzen.