CD: Rhythmus ohne Trommel

Nr. 5 –

Die Kapellen aus dem Balkan haben meist eine, unsere Blas- und Feldmusiken ebenso. Kleine Volksmusikensembles mit Trommel und Pauke aber sind selten, und dennoch spielen sie betont rhythmisch, ja, der Takt macht aus, was Walzer, Polka oder Mazurka ist. Warum und wie Rhythmus trommellos schwingt, können wir in der «Barackenmusik» des Trios Zugluft hören, das in seiner Unterzeile «transeuropäische Volksmusik» verspricht.

Die drei Zugluft-MusikantInnen sind aus Zürich und Umgebung. Sie haben ihre Musik in Europa gefunden, wo sie als StrassenmusikerInnen unterwegs waren. Nun präsentieren sie ihre vierte CD. Andrea Kirchhofer spielt die Geige, Jonas Guggenheim das Akkordeon und Bruno Strüby Klarinette und Bassklarinette. Diese übernimmt die Rhythmuslinie, wechselt fliegend in die Melodie und gibt den Rhythmus weiter zur schnaubenden und schnaufenden Handorgel, die gurgelnde, ächzende und japsende Töne produziert. Dieses Passspiel von paukenden Klarinetten zur trommelnden Geige sorgt für spannende und farbige Musik. Grundlage der drei VirtuosInnen sind die komplexen und schnellen Rhythmen der Klezmermusik ebenso wie die einfachen Geradeaustakte der Ländlermusik.

Die «Barackenmusik», benannt nach dem Ort, wo die CD entstanden ist, sind elf heitere Stückli von «Katakombe», einem Tango, bis zu «Fink», einem Galopp. «Barackenmusik» ist eine Forschungsreise zum Rhythmus, der probiert wird als Collage von allen möglichen Fundstücken. Es ist Zuhör- und Entdeckerinnenmusik. Wer will, kann sich auf die Art konzentrieren, mit der die drei ihre Rhythmen finden und variieren. Wer will, kann Alban Bergs Kammermusik hören, wer will, hört die Klezmervirtuosen aus New York, und wer will, freut sich, dass das doch alles Polka, Mazurka und Walzer ist, eigensinnig und federleicht gespielt. Denn wer die Kapelle freundlich fragt, dem spielt sie Tanzmusik.

Zugluft: Barackenmusik. Narrenschiff